«SichtWandel»: Zweites Leben für Einwegkleidung
Lorena Adler, Wettswil ZH, und Selina Cadruvi, Uster ZH, suchen für ihr Abschlussprojekt im Bachelor Objektdesign nach Wiederverwertungsmöglichkeiten für Spital-Einwegkleidung.
In Spitälern fallen grosse Mengen Abfall an, von Medikamenten-Verpackungen bis zu Einwegkleidung. «Anders als im Nahrungsmittelbereich wird Abfall in der Medizin der Hygiene wegen immer noch akzeptiert», sagt Objektdesignerin Selina Cadruvi. «Dabei werden auch hier endliche Ressourcen verschwendet.» Cadruvi und ihre Kommilitonin Lorena Adler suchten in ihrem Abschlussprojekt daher nach Wegen, Spital-Einwegkleidung wiederzuverwerten. Dabei griffen sie auf Overalls aus der Radiologie und der Nuklearmedizin des Luzerner Kantonsspitals zurück – die Kleidungsstücke sind nicht radioaktiv kontaminiert, wie sie betonen.
Mit Hilfe einer Aarauer Firma verarbeiteten die beiden Absolventinnen das synthetische Textil der Einwegkleidung zu Prototypen für Paravents. Diese sollen erneut in Spitälern sowie Altersheimen oder Reha-Kliniken zum Einsatz kommen. «Viele Patientinnen und Patienten beklagten einen Mangel an Privatsphäre», erläutert Lorena Adler. «Paravents wären ein idealer Sichtschutz und sehr mobil.»
An der Werkschau Design & Kunst 2019 sind zwei Paravent-Protoypen zu sehen. Selina Cadruvi und Lorena Adler möchten das Projekt nach dem Abschluss gerne weiterverfolgen. Das Interesse in der Gesundheitsindustrie an solchen Recycling-Lösungen sei gross, sagen sie.
Pilzleder: «FUNGUS TEaXTILE»
Ramona Teller, Obernau LU, und Hanna Hüttig, Luzern LU, züchten für ihr Abschlussprojekt im Bachelor Textildesign Leder aus Pilzen.
Beim Stichwort Kombucha kommt den meisten Leuten wohl das japanische Trend-Getränk in den Sinn. Ramona Teller und Hanna Hüttig denken an etwas ganz Anderes: Textilien. In ihrer experimentellen Bachelorarbeit erforschten die beiden Textildesignerinnen die Eignung des japanischen Teepilzes als umweltschonende und biologisch abbaubare Alternative zu herkömmlichen textilen Fasern.
«Wir haben im Studium mit die negativen Auswirkungen der Textil- und Modebranche thematisiert», sagt Hanna Hüttig. «Wir haben uns deshalb überlegt, wie wir als Textildesignerinnen zu mehr Nachhaltigkeit beitragen könnten.» Ihre Untersuchungen hätten ergeben, dass der Kombucha-Teepilz die Anforderungen an ein nachhaltiges Material gut erfüllt, wie Ramona Teller ergänzt: «Er wächst innert weniger Wochen und für die Produktion werden auch keine giftigen Chemikalien benötigt.»
Teller und Hüttig züchteten den Pilz zunächst in kleinen Tanks. Dann trockneten sie die Proben, bis sie eine lederartige Konsistenz annahmen, und schliesslich bearbeiteten sie das Material zu verschiedenen Textilmustern. Eine mögliche Anwendung sind Pailletten oder Knöpfe aus Kombucha.
«IHR»: Ein Quartier erstickt im Müll
Amélie Cochet, Kappelen BE, und Louis Möhrle, Luzern, erzählen in ihrem für den Bachelor Animation produzierten Abschlussfilm von der Vermüllung eines Quartiers.
Ein Haus mit Innenhof. Die Bewohner gehen ihren Routinen nach, ein Ehepaar streitet sich, der Bürohengst trabt zur Arbeit, die Putzneurotikerin putzt, bis sie ihren Schlüssel verliert. Derweil vermüllt der Innenhof immer mehr; Müllsack stapelt sich auf Müllsack. Getrieben durch den immer lauteren Partysound einer WG, eskaliert die Situation schliesslich eines Nachts total…
Der Innenhof dient den beiden Filmemachern Amélie Cochet und Louis Möhrle als Metapher für eine dysfunktionale Gesellschaft, wie sie sagen. «Uns war klar, dass wir in unserem Film ein aktuelles gesellschaftliches Problem behandeln wollten», so Amélie Cochet. Sie und ihr Projektpartner Louis Möhrle liessen sich für «IHR» unter anderem von einer Doku über Müllprobleme inspirieren.
Der in Kooperation mit SRF Schweizer Radio und Fernsehen entstandene, sechsminütige Schwarzweissfilm wird nach der Werkschau vorderhand an Filmfestivals zu sehen sein; später auch kostenlos im Internet. Amélie Cochet und Louis Möhrle bleiben dem Genre Animationsfilm auch nach dem Studium treu: Sie planen, nach dem Abschluss mit weiteren Studienfreunden ein Animations-, Grafik- und Illustrations-Studio zu gründen.
Nachhaltigkeit im Fokus
Ob Klimawandel, Plastikmüll im Meer oder die Abnahme der Artenvielfalt: Der Zustand unseres Planeten bewegt die Menschen. «Natürlich beschäftigt der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen und Umwelt auch unsere Studentinnen und Studenten», sagt Ursula Bachman, Vizedirektorin am Departement Design & Kunst der Hochschule Luzern. Viele der rund 200 Abschlussarbeiten drehen sich denn auch um Fragen der Nachhaltigkeit. «Das Thema hat enorm viele Facetten», so Bachman. «Entsprechend nähern sich unsere angehenden Designerinnen, Filmemacher und Künstlerinnen dem Thema aus ganz verschiedenen Blickwinkeln.»