«Aufgrund ihrer starken Praxisorientierung ziehen die Studiengänge an Fachhochschulen im Vergleich zu den universitären und pädagogischen Hochschulen häufiger Personen an, die schon vor Studienbeginn erwerbstätig waren und es auch während des Studiums bleiben wollen.» Das schreiben die Autoren und Autorinnen des Bildungsberichts Schweiz 2023. Die Möglichkeit eines Teilzeitstudiums ist also gefragt. Im Bereich Technik und IT nutzten gemäss Bundesamt für Statistik 30 Prozent der Studierenden diese Chance bei Studienbeginn.
Noch wichtiger sind die Teilzeitmöglichkeiten im weiteren Karriereverlauf. Denn Bildung soll nicht nur Schulabgängern vorbehalten sein, sondern auch Arbeitnehmenden offen stehen, deren Schulzeit schon etwas länger her ist. Sie stossen durch ihre Arbeit oft auf neue Themen, die sie vertiefen möchten. An der HSLU finden berufstätige Studierende ein breites Angebot an Studien- und Weiterbildungsprogrammen, die sich gut mit der Arbeit vereinbaren lassen.
Drei Studierende der HSLU, drei Studienrichtungen, drei Lebensmodelle, eine Gemeinsamkeit: Die Neugier, neues Wissen zu erlangen, das sie im Beruf und im Leben weiterbringt.
Raphael Keiser (29), Bauingenieur
«Ich lebe für die Baubranche. Schon während meiner Ausbildung zum Zeichner EFZ Fachrichtung Ingenieurbau wusste ich, dass mich ein weiterführendes Studium interessieren würde. Ein Jahr lang habe ich als Bauzeichner gearbeitet und für das Studium zum Bauingenieur gespart. Den dreijährigen Vollzeitstudiengang absolvierte ich vor sechs Jahren an der HSLU. Heute arbeite ich in einem Planungsbüro als Projektleiter und verantworte hauptsächlich Neu- und Umbauten.
Mich interessieren auch Fragen ausserhalb des eigentlichen Bauens. Etwa, weshalb ein Investor ein bestimmtes Projekt unterstützt oder was die Strategien hinter seinen Investitionen sind. Ich möchte die Dinge nicht nur aus der Nähe sehr genau betrachten, sondern auch das grosse Ganze überblicken können. Ich habe mich deshalb bereits während des Bauingenieurstudiums über die Weiterbildung MAS Wirtschaftsingenieur informiert. Ich versprach mir davon eine Horizonterweiterung. Heute stehe ich kurz vor dem Abschluss des Nachdiplomstudiums an der HSLU. Ich arbeite, wohne und studiere in Luzern. So bekomme ich alles unter einen Hut und finde noch genügend Zeit für meine Passion, das Velofahren.
Obwohl der Name der Weiterbildung sehr technisch klingt, war ich positiv überrascht über die inhaltliche Vielfalt. So konnte ich etwa im Themenbereich Personalmanagement und Betriebswirtschaft enorm vom Unterricht profitieren – da spielen Disziplinen wie Kommunikation oder Arbeitspsychologie ebenso eine Rolle wie ökonomische Kompetenzen. Das finde ich spannend. Als äusserst wertvoll empfinde ich den Austausch mit meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen sowie den Dozierenden. Ich bin der Jüngste im Kurs und schätze die Gespräche mit den berufserfahrenen Teilnehmenden sehr. Mein Partner für die Masterarbeit ist 15 Jahre älter als ich und wir können gegenseitig viel voneinander lernen – ich von seiner Praxiserfahrung und er von mir im Umgang mit neuen Kommunikationsmitteln. Wir untersuchen, wie positive Arbeitspsychologie in der Baubranche Anwendung finden kann. Also wie etwa Wertschätzung, Sozial- und Selbstkompetenz oder intrinsische Motivation gefördert werden können.»
Christine Vetsch (54), Transformationsmanagerin
«Ich arbeite seit 34 Jahren beim Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) an verschiedenen Standorten und in unterschiedlichen Funktionen. Der Einsatz von technischen Möglichkeiten im Grenzschutz – das war zu Beginn vor allem die IT – interessierte mich schon früh. Ich setzte einige kleinere Projekte um und besuchte Weiterbildungen im Bereich Business Analyse. Seit 2018 arbeite ich am umfassenden digitalen Transformationsprogramm «DaziT» des BAZG mit. Dabei wurde mir bewusst, wie die Arbeit am Zoll etwa dank Apps oder Technologien wie Blockchain zukunftsweisend gestaltet werden kann. Diese Welt der technischen und digitalen Möglichkeiten fasziniert mich seither total – obwohl ich keine Digital Native bin. Aber ich habe noch einen Viertel meines Berufslebens vor mir und in dieser Zeit möchte ich etwas bewegen und mitgestalten. Also machte ich mich auf die Suche nach Weiterbildungsmöglichkeiten und meldete mich bei der HSLU für den CAS Digital Business Innovation an. Ich informierte mich und merkte: Es interessiert mich einfach alles – warum also nicht gleich einen MAS machen? Und so wurde aus einem CAS plötzlich der MAS Digital Business Management.
Ich liebe es, in andere, virtuelle Welten abzutauchen. In einer meiner Diplomarbeiten beschäftigte ich mich deshalb damit, wie Virtual Reality (VR) in der Ausbildung beim Zoll angewendet werden könnte. Mit der Arbeit gewann ich den «Digital Lab Award» des Switzerland Innovation Park und ich durfte sie beim BAZG vorstellen. Auch in meiner kürzlich eingereichten Masterarbeit geht es um Virtual- und Augmented Reality (AR): Ich untersuchte den Einsatz von AR-Technologie im alpinen Wintersport – ein grosses Hobby von mir.
Seit einem Jahr habe ich eine neue Aufgabe beim BAZG: Als Transformationsmanagerin bin ich für die kulturelle und digitale Transformation zuständig. Mir ist bewusst, dass ich bei meiner Arbeit nicht mein gesamtes neues Wissen anwenden kann. Weitergebracht hat mich die Weiterbildung aber auf jeden Fall, denn mir wurde klar, welche digitalen Möglichkeiten in nächster Zeit auf uns zukommen.»
Armando Demarmels (35), Wirtschaftsingenieur
«Ich bin jemand, der beruflich und privat immer wieder neue Herausforderungen braucht. Beruflich faszinierte mich der technische Bereich: ich bin gelernter Elektroinstallateur und ausgebildeter Elektrotechniker. Danach tauchte das Bedürnis auf, mich in auch in der Breite weiterzubilden und ich absolvierte ein Nachdiplomstudium in Betriebswirtschaft. 2021 konnte ich beide Bereiche fusionieren und erlangte an der HSLU mein Masterdiplom als Wirtschaftsingenieur. Von dort rührt meine starke Verbindung zur HSLU. Heute arbeite ich als BIM-Informationsmanager am Kantonsspital Luzern und bin dort für die Planung und Bewirtschaftung von Gebäuden zuständig und baue dafür eine neue Abteilung auf. Das «Building Information Modeling» (BIM) ist eine Methode, bei der alle relevanten Bauwerksdaten digital modelliert, kombiniert und erfasst werden. So wird etwa die Lebensdauer einzelner Bauteile systematisch dokumentiert. Das Spital ist nicht nur Bauherrin seiner Gebäude, sondern bewirtschaftet diese auch. Mit der BIM-Methode ist dies viel effizienter und effektiver möglich als bisher.
BIM ist für mich ein neues Thema. Obwohl vom Arbeitgeber nicht verlangt, war für mich klar, dass ich mich entsprechend weiterbilden möchte. Im September habe ich deshalb mit dem ersten Modul des CAS Digital Construction an der HSLU begonnen. Dabei interessiert mich vor allem die Seite der Bauherrschaft. Die Fragen: Was brauche ich, um ein Projekt erfolgreich umzusetzen, wie arbeite ich in einem grossen Projekt mit digitalen Instrumenten und wie betreibt man ein Gebäude mit BIM, finde ich faszinierend.
Ich lerne nicht gerne Dinge, die ich bei der Arbeit nicht anwenden kann. Dafür besteht bei dieser Weiterbildung keine Gefahr. Schon jetzt habe ich viele Inputs erhalten, um die neue Abteilung des Kantonspitals aufzubauen. Ich schätze dabei vor allem den Austausch mit den anderen Teilnehmenden, die aus allen möglichen Bereichen kommen. Das CAS Digital Construction ist eine neue Weiterbildung, bei der das gemeinschaftliche Lernen im Zentrum steht. Es ist vielmehr eine Wissensplattform als ein klassischer Kurs. Hier kann ich mit den Teilnehmenden Lösungen für meine Fragestellungen diskutieren. Das ist für mich ein riesiger Gewinn.»