«Ich war wohl keine typische Studentin», sagt Antje Stagneth. Die Präsidentin der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) Oberland Ost, Interlaken arbeitete neben dem Studium an der Hochschule Luzern als Sozialdienstleiterin. Dank ihrer langjährigen Berufserfahrung liebte sie intensive fachliche Diskussionen. «Für meine Mitstudierenden war das manchmal vielleicht zu viel, für meine Dozierenden etwas fordernd», sagt sie mit einem Augenzwinkern.
Den Entschluss, nochmals die Schulbank zu drücken, fasste Antje Stagneth vor zehn Jahren: «Ich suchte eine neue Herausforderung im akademischen Umfeld». Sie meldete sich im Herbst 2007 für das Bachelor-Studium in Sozialer Arbeit an und absolvierte dieses berufsbegleitend. Ab Herbst 2012 folgte das Master-Studium in Sozialer Arbeit, welches sie 2015 abschloss.
Trotz ihres Arbeitspensums von bis zu 80 Prozent schaffte sie es, keine Vorlesung zu verpassen. «Ich stimmte meine Arbeit mit dem Studienplan ab und lernte an den Abenden und Wochenenden. Mein Sozialleben war während dieser Zeit etwas eingefroren», sagt Antje Stagneth.
Ihr Engagement hat sich ausbezahlt: Nach dem Masterabschluss übernahm Antje Stagneth eine Führungsposition bei der KESB. «In dieser Funktion ist man nahe bei Menschen in benachteiligten Lebenssituationen. Dies kann manchmal auch belastend sein», sagt sie. Als Führungskraft gilt es zudem den Spagat zu meistern zwischen den Zielvorgaben von oben und den Ansprüchen der Mitarbeitenden. Ihren Ausgleich findet sie in der Natur, im Sommer am See, im Winter auf der Skipiste oder beim Lesen. Um die 4’000 Bücher stehen bei ihr zu Hause im Regal.
Was wünscht sie den künftigen Studentinnen und Studenten? «Sie dürfen ruhig auch etwas kritisch sein», so Stagneth. «Wissen ist nicht statisch, sondern muss immer wieder neu entwickelt und neu diskutiert werden.»