Ramona Urwyler hat sich noch nie vor Führungsaufgaben gescheut. Als Absolventin der Hotelfachschule Luzern SHL wurde sie schon früh in ihrer Berufskarriere mit der Führung von Mitarbeitenden betraut – etwa als Chef de Bar in einem Luzerner Lokal, oder als General Manager eines Restaurants in Geelong, Australien.
Etwas für den Kopf
Nach einigen Jahren in der klassischen Hotellerie wechselt sie als Gruppenleiterin in die Patienten-Hotellerie am Universitätsspital Zürich und 2017 schliesslich zur Zürcher Schulthess Klinik, eine der führenden orthopädischen Kliniken in der Schweiz. Dort führt sie heute als Bereichsleiterin Hotellerie ein 120-köpfiges Team. Im Gesundheitswesen, wo die medizinische Versorgung im Vordergrund steht, sei es besonders wichtig, Abläufe der Hotellerie umsichtig und empathisch anzugehen sowie mit verschiedensten Disziplinen übergreifend zusammen zu arbeiten, sagt Ramona Urwyler.
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Nach drei Jahren in der Klinik entschied sich die heute 39-Jährige für eine Weiterbildung: «Ich wollte wieder etwas für den Kopf und meine Weiterentwicklung als Führungsperson machen», begründet die Bereichsleiterin ihren Entscheid. Einige ihrer früheren Studienkommilitoninnen an der Hotelfachschule Luzern empfahlen ihr die Weiterbildung Executive MBA Luzern (EMBA) am Departement Wirtschaft der HSLU. So zog es Urwyler, die in Basel aufgewachsen ist und seit Längerem in Zürich lebt, erneut für eine Ausbildung in die Innerschweiz.
Diversität ist vonnöten
Im EMBA-Lehrgang enthalten ist auch ein Modul zum Verwaltungsrats-Management. Diese Tätigkeit ist in der Schweiz nach wie vor fest in Männerhand – gemäss Diversity Report Schweiz im Jahr 2022 zu 80,6 Prozent. Für Ramona Urwyler, die bereits ihre Erstausbildung und nun auch ihre Weiterbildung in einer Klasse mit hohem Frauenanteil absolvierte, ist dieses Ungleichgewicht stossend. Um ein Unternehmen erfolgreich zu führen, brauche es heutzutage mehr Diversität in den Verwaltungsräten, ist sie überzeugt: «Das heisst, mehr Frauen, aber auch Vielfalt hinsichtlich des Alters, der Herkunft und der Branche der Verwaltungsratsmitglieder. Denn es braucht Leute mit unterschiedlichen Standpunkten, die auch mal unangenehme Diskussionen führen und so verschiedenste Blickwinkel berücksichtigen.»
Die Hotelière sieht einen massgeblichen Grund, weshalb sich die Zusammensetzung von Verwaltungsräten nur sehr langsam ändert: «Die Vermittlung von VR-Mandaten läuft sehr häufig über persönliche Netzwerke. Wenn diese hauptsächlich aus Männern bestehen, ist es selbst für Firmen, die explizit Frauen mit einem Mandat beauftragen wollen, schwierig, geeignete Kandidatinnen zu finden.»
Bei einer anderen Weiterbildung lernte Urwyler eine Teilnehmerin kennen, die einem Frauennetzwerk der Fachhochschule Ostschweiz angehört. Sie waren sich einig: Der Frauenanteil in Verwaltungsräten soll schneller steigen. Weil Urwyler Probleme lieber anpackt, als nur darüber zu sprechen, rief sie 2021 zusammen mit fünf weiteren Mitgründerinnen den Verein «Women for the Board» zur Förderung von Frauen in Verwaltungsräten ins Leben. Die Idee dahinter: Auf einer digitalen Plattform sollen sich Frauen präsentieren können, die in Verwaltungsräten tätig sein wollen.
Tägliche Anfragen von Frauen
Im Juni 2022 ging die Webseite des Vereins online. Frauen, die dort erscheinen möchten, bezahlen 50 Franken für die Mitgliedschaft. «Unsere Plattform soll einfach sein und nicht viel kosten», erklärt Urwyler. Mögliche Kandidatinnen werden vom 15-köpfigen Onboarding-Team des Vereins geprüft. Die Profile sind kostenlos einsehbar. Wer mit einer der Frauen in Kontakt treten möchte, tut dies direkt über ihr LinkedIn-Profil. Der Verein selbst übernimmt keine aktive Vermittlungsaufgabe, sondern stellt mit der Plattform quasi eine öffentlich zugängliche Datenbank zur Verfügung.
Das Ziel für das Startjahr war, einen ersten Pool an Kandidatinnen aufzubauen. Zu Beginn sei man mit einem bekannten Recruiter im Austausch gestanden, der ihrer Idee aber keine allzu grossen Chancen ausgerechnet habe, so Urwyler. «Er sagte: Ab einem Pool von 50 Frauen seid ihr relevant für die Schweiz.» Geht es nach dieser Definition, war nur ein halbes Jahr später die Relevanz der Plattform unbestritten: Derzeit präsentieren sich gar über 250 kompetente Frauen verschiedenen Alters, aus unterschiedlichen Branchen und verschiedenster Herkunft auf der Webseite. «Ungefähr 20 davon sind aktuell in einem Bewerbungsprozess und täglich erhalten wir fünf bis zehn Anfragen von Frauen, die uns beitreten wollen», sagt Urwyler; zahlreiche Frauen haben auch bereits Mandate über die Plattform erhalten. Sie selbst hat auch ein Profil bei «Women for the Board»; für eines ihrer beiden Advirsory-Board-Mandate ist auch sie über «Women for the Board» angefragt worden.
Urwyler geht es bei ihrem Engagement nicht um einen Vergleich von Männern und Frauen. «Es gibt keinen typischen männlichen Führungsstil und keinen typischen weiblichen. Man kann das nicht kategorisieren.» Es geht ihr vielmehr darum, die Männer für ihre Ziele mit ins Boot zu holen: «Es braucht Erfolgsstorys von Männern, die gute Erfahrungen mit Frauen im Verwaltungsrat gemacht haben.»