«Ich arbeite unglaublich gern», sagt Samuel Friedrich. Der 35-Jährige sitzt in einem Café in Japan, während er das erzählt. Er sei in den Ferien besser zu erreichen als zuhause, hat er ausrichten lassen. Es ist auch das erste Mal seit langer Zeit, dass Samuel Friedrich Ferien macht. Vier Wochen lang reist er mit Freunden durch das Land, «immer dem Schnee hinterher», sagt er und lacht. Sie sind mit dem Snowboard unterwegs. Auch in der Schweiz braucht Samuel Friedrich den Sport als Ausgleich.
Man lege grossen Wert auf ein nachhaltiges und kollegiales Arbeitsumfeld, heisst es auf der Website seiner Firma 2point, «flexible Arbeitszeiten, abwechselndes Kochen sowie gemeinsame sportliche Aktivitäten zum Kopflüften gehören zu unserem Alltag». Der ist stressig, denn Samuel Friedrich hat mit Gleichgesinnten ein zweifaches Geschäftsfeld aufgebaut: In der 2point Engineering GmbH in Alpnach Dorf OW erstellen er und seine sechs Mitarbeitenden mechatronische Lösungen für die Industrie und den Anlagenbau. Dabei verbinden sie ihre Kompetenzen in Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik. Sie betreuen Fertigungsanlagen, vor allem im Bereich Blechverarbeitung und Hochregallager. So können etwa nach dem Umbau auch alte Lagersysteme vollautomatisch betrieben werden.
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Das gleiche Team hat 2017 auch das Mandat für den Tüftelpark Pilatus in Sarnen übernommen, der die «erfinderischen, handwerklichen und gestalterischen Talente von Kindern und Jugendlichen im Kanton Obwalden» fördern möchte. Seit dem 23. Januar dieses Jahres will das auch der neue Tüftelpark Rigi in Weggis. Das Ziel der Parks ist es, mehr Nachwuchs für technische Berufe zu finden. Denn der Fachkräftemangel in der Branche sei längst keine Worthülse mehr, sondern spürbar, sagt Friedrich.
Der Chef packt auch selbst an
Samuel Friedrich nimmt sich auch noch als Geschäftsführer und Co-Partner von 2point und als Geschäftsführer der Tüftelparks die Zeit, immer wieder selbst zuzupacken: «Das gibt mir grosse Befriedigung.» Es zeichnet ihn als Chef aus, dass er als gelernter Polymechaniker und mit dem Bachelor Wirtschaftsingenieur|Innovation der Hochschule Luzern etwas von der Materie versteht und zudem einen «super Werkzeugkasten zum Führen von Firmen» an die Hand bekam. Sein Team sei so zusammengesetzt, dass sie viele Aufträge selbst umsetzen könnten, ohne Ausschreibungen aufzusetzen. Manche Mitarbeitende hätten wie er selbst das Wissen in der Breite, andere hingegen könnten punktuell in die Tiefe gehen. Die Auftragsbücher sind voll und umfassen wegen des Fachkräftemangels auch Aufträge aus dem Ausland.
Stirnlampen, Raclette-Öfen, Gesamtlösungen
2015 gründete Friedrich mit einem Kollegen die 2point Engineering GmbH, um eine Stirnlampe zum Biken oder für Schneetouren zu entwickeln und zu vermarkten. Es gelang ihnen, mehrere Serien zu produzieren und etwa bei der Firma Transa zu verkaufen. Den Sprung zur Rentabilität schafften sie mit diesem Produkt aber nie. Gelohnt habe sich die Mühe dennoch: «Die Lampe war ein super Türöffner, als Aufträge zum Entwickeln ganzer Anlagen kamen und wir entschieden umzuschwenken. Da konnten wir bei der Akquise schon ein konkret umgesetztes Produkt vorzeigen.» Noch heute haben sie eigene Produkte im Angebot, derzeit einen kleinen Raclette-Ofen, hergestellt komplett in der Schweiz. Mehrere Tausend Geräte hätten sie schon produziert, weil Firmen sie in grosser Stückzahl als Werbegeschenke ordern.
Die Entwicklung der Stirnlampen wurde unterstützt von Smart-up, dem Start-up Förderprogramm der Hochschule Luzern. Als Friedrich 2015 begann, dort in Teilzeit zu arbeiten, steckte das Programm noch in den Kinderschuhen. Er bot Studierenden Diplomarbeitsthemen zur Stirnlampe an und lernte darüber erste Mitarbeitende kennen. «Sie haben geschrieben und sind geblieben.» Andere fanden über ein Zulassungspraktikum zu 2point, «einer arbeitet noch heute bei uns».
Sehen, wie der Funke überspringt
In den Tüftelparks in Sarnen und Weggis können 9- bis 16-jährige Schülerinnen und Schüler im «offenen Tüfteln» Holz oder Metall bearbeiten, Kunststoff schweissen, löten, bohren, sägen, CAD-zeichnen oder programmieren lernen. Auch werden feste Kurse angeboten oder Schulklassen eingeladen, in kürzeren oder längeren Modulen komplexere Aufgaben zu lösen. «Es ist faszinierend zu sehen, wie das Feuer weitergegeben werden kann, wenn die Kids stolz ihre Lösung präsentieren», sagt Friedrich. Sie merkten im Tüftelpark allerdings, dass sie mit vielen Freizeitangeboten konkurrenzieren. «Wir wollen nicht nur die Nerds erreichen, sondern auch die anderen.»
Wann es ihn selbst gepackt hat, kann Friedrich nicht mehr genau sagen. Vielleicht komme die Technikbegeisterung vom Vater und das unternehmerische Denken von der Mutter, die als Schneiderin selbstständig war. Als er sich bei der Enz Technik AG auf eine Lehre als Polymechaniker bewarb, habe er bei seinem Chef sehr viel Motivation gespürt, «spätestens da ist das Feuer übergesprungen». Es scheint bis heute zu brennen. Manchmal zu sehr, wie Friedrich mittlerweile weiss: «Wenn du regelmässig den Freunden fürs Nachtessen absagen musst, weil du arbeitest – dann geht das an die Substanz.»