Schon bei der Wahl seiner Ausbildung war für Pius Emmenegger klar: Es muss etwas mit Technik sein und es soll strukturiert zugehen. «Rückblickend war meine Lehre als Polymechaniker in einem Life-Science-Betrieb ein Glücksfall», sagt der heute 35-Jährige. «Dort kam ich zum ersten Mal mit Medizintechnik in Berührung und entdeckte meine Faszination für diesen Bereich.» Nach zehn Jahren Berufserfahrung begann er sein Medizintechnik-Studium an der Hochschule Luzern. Parallel dazu arbeitete er weiterhin in einem 50%-Pensum.
Pius Emmenegger
Erwartetes und Unerwartetes
Pius Emmenegger interessierte sich besonders für die Produktionsentwicklung. Er stiess aber auch auf überraschende Aspekte, etwa eine ganz besondere Art der Kommunikation mit Behörden. «Zunächst einmal muss alles minutiös dokumentiert sein und jeder Kontakt mit den Behörden wird genauestens vor- und systematisch nachbereitet», erklärt Emmenegger. «Die Wortwahl ist superstrikt. Es kommuniziert immer nur die Person, die am meisten von der Materie versteht; der oder die so genannte Subject Matter Expert.» Denn wenn es um die Zulassung eines Medikaments und seiner Herstellung gehe, sei kein Raum für Zweideutigkeiten oder Interpretationen; schliesslich gehe es um die Gesundheit und manchmal gar um das Leben der Patientinnen und Patienten. Die Anforderungen der Behörden sind entsprechend hoch, der Bewilligungsprozess langwierig. Für ein Unternehmen steht zu viel auf dem Spiel, um durch eine auch nur im Mindesten nachlässige Kommunikation die Bewilligung zu verspielen.
Recherche und Tests
«Mathematik und Physik haben mich recht gefordert», sagt Pius Emmenegger. «Aber mir war klar, dass sie die Grundlage für das waren, was mich am meisten interessierte: die Produktion. Genauer gesagt: Die Einführung und Umsetzung neuer Produktionstechnologien.» Das ist es, was er heute für die Luzerner Niederlassung der Firma MSD tut, die Medikamente und Impfstoffe entwickelt und herstellt. Dort ist er dafür verantwortlich, die Produktionsinfrastruktur für neue Pharmazeutika bereitzustellen. «Das kann bedeuten, die richtigen Bestandteile einzukaufen oder sie selbst zu entwickeln, damit sie genau unseren Anforderungen entsprechen», erklärt er. Einkaufen klingt zunächst simpel. Wenn es aber um Medizintechnik gehe, so stünde hinter jedem Schlauch und jeder Schraube eine ausführliche Recherche. «Das Material und sein Verhalten muss überprüft sein: Reagiert es mit den Inhaltsstoffen des Medikaments? Verändert sich das Material je nach Temperatur? Und wenn ja, hat das einen Einfluss auf die Inhaltsstoffe?» Die «Einkaufstour» könne so also gut Monate oder sogar Jahre dauern. Und die Vorliebe für klare Strukturen, die Pius Emmenegger schon zu einer Lehre im Life-Sciences-Bereich motiviert hat, kommt voll zum Zug.