Christian Wandeler: «Fussball ist nicht zu toppen»

Der grüne Rasen zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Christian Wandeler ist oberster Fanarbeiter der Schweiz. Er hat an der Hochschule Luzern Soziokulturelle Animation studiert.

Christian Wandeler

«Schon mein Vater war begeisterter Hobbyfussballer und hat sich als Schiedsrichter sowie Trainer engagiert», erzählt Christian Wandeler, der heute als Geschäftsführer von Fanarbeit Schweiz tätig ist. Auch Wandeler war bereits als Kind ein angefressener «Tschütteler» und fieberte bei zahllosen Bundesliga-Spielen mit. «Das ist wohl der Grund, weshalb ich heute auch für Deutschland fäne», meint er lachend. «Paul Breitner, Franz Beckenbauer – das waren meine Helden!» Sein Tipp für die Fussball-WM 2018? «Deutschland wird Weltmeister. Oder Frankreich.» 

Dem Rasen blieb Wandeler auch während seiner ersten Ausbildung treu: Er lernte Gärtner. Nach diversen Jobs und Reisen zog es ihn in die Jugendarbeit. Berufsbegleitend absolvierte er an der Hochschule Luzern die Ausbildung zum Soziokulturellen Animator. 

Gemeinsam mit einem Kollegen schrieb er eine Projektarbeit über Fanarbeit. «Damals gab es das nur in Deutschland ». In seiner Bachelorarbeit baute er das Thema weiter aus. Dabei knüpfte er wichtige Kontakte und schuf sich so seine erste Stelle: 2007 wurde Wandeler zum ersten offiziellen Fanarbeiter Luzerns. «Ein Fanarbeiter agiert als Mittler zwischen Fans, Clubs, Polizei, Sicherheitspersonal, Medien und anderen Anspruchsgruppen », erklärt Wandeler. Bei dieser Tätigkeit habe er von seiner Ausbildung sehr profitieren können. 

Dennoch hat er schon brenzlige Momente erlebt. Etwa dann, wenn es zu Auseinandersetzungen zwischen Fanmob und Polizei gekommen ist. «Als Fanarbeiter versuche ich jeweils, zwischen die Fronten zu gehen und Lösungswege einzubringen, um die Situation zu beruhigen.» Dafür brauche es viel Vertrauen von Seiten der Polizei und der Fans. «Das hatte ich zum Glück.» Aber es brauche auch auf beiden Seiten die Bereitschaft und den Willen, die Situation zu lösen. «Das ist nicht immer so.»

Trotz solcher Gewaltszenen ist Wandeler zutiefst begeistert von der Fankultur. «Die kreativen Gesänge und Fahnenchoreografien, die diese aus allen Gesellschaftsschichten zusammengesetzte Gruppe entwirft, sind grossartig!» Massnahmen gegen Gewalt, die in Kollektivstrafen oder Fahnenverboten münden, seien übertrieben und gefährden aus seiner Sicht diese Kultur.

Als Geschäftsführer von Fanarbeit Schweiz ist Wandeler nicht mehr so oft mitten im Getümmel, sondern auf nationaler Ebene tätig. «Im Moment schauen wir zum Beispiel, wie es mit den Extrazügen für Fans weitergehen soll. Zudem befassen wir uns intensiv mit den neuen Richtlinien für Stadionverbote.»

Zur Person

Christian Wandeler (44) ist in Schötz (LU), 100 Meter neben dem Fussballplatz, aufgewachsen. Heute lebt er in Luzern. 2005 erwarb er an der Hochschule Luzern den Bachelor-Titel Soziokultureller Animator. Die Nähe zum Fussballplatz hat er behalten – im Beruf als oberster Fanarbeiter der Schweiz, als Hobbykicker, FCL-Fan und Gründer des «Tschutti Heftli» – des alternativen Sammelalbums.

Interessiert?

Erfahren Sie mehr über den Bachelor Soziokultur an der Hochschule Luzern.

Zum Studium

Was Sie sonst noch interessieren könnte

Markus Zank (li.) und Richard Wetzel leiten das neue Forschungsteam «Immersive Realities».

Jenseits der Monsterjagd – die zweite Realität

Das Monster-Spiel «Pokémon Go» war nur der spielerische Anfang: Forschende wie Richard Wetzel und Markus Zank von der Hochschule Luzern entwickeln neue Anwendungen für die Technologien Augmented und Virtual Reality, sei es in der Industrie, der Stadtplanung oder im Bereich Bildung.

Die Bienenkönigin

Sie ist Herrin über 20’000 Bienen mitten in der Stadt Luzern: Jasmin Schilliger, Wirtschaftsstudentin und passionierte Hobby-Imkerin. Ihre Bienenkästen stehen auf einem der Dächer der Hochschule.
Antje Stagneth

Antje Stagneth: Zwischen Beruf und Hörsaal

Lebenslanges Lernen ist für Antje Stagneth mehr als eine Floskel: Sie packte als erfahrene Sozialdienstleiterin ein Master-Studium an der Hochschule Luzern an.