Das Wort «Denklogik» taucht im Gespräch mit Hsien-Lan Chen über die chinesische Sprache und ihre Vermittlung immer wieder auf. Die gebürtige Taiwanerin unterrichtet am Sprachenzentrum der Hochschule Luzern unter anderem Chinesisch. Sie möchte ihren Studierenden nicht nur Grammatik und Wörter in Klang und Bild beibringen, sondern, eben, die Denkweise hinter dieser Sprache vermitteln und einen Einblick in die chinesische Kultur geben.
Der Himmel ist grösser als alles
Ausgangspunkt ist für sie die chinesische Schrift, der sie ein Buch gewidmet hat: «Am Anfang war das Zeichen – Schriftzeichen als Schlüssel zur chinesischen Welt.» Sie gibt ein Beispiel, was das heisst: «Das Zeichen für ‘gross’ ist ein Mensch mit ausgebreiteten Armen. Himmel wiederum ist dieses Zeichen mit einem Strich darüber. Wie gross also etwas immer ist, der Himmel ist immer noch grösser.»
Mehrsprachigkeit als Vorteil
Hsien-Lan Chen bewegt sich selbst in verschiedenen Kulturen: Sie hat in Taipei, Zürich und Paris französische Literatur und in Zürich Sinologie als Nebenfach studiert. Das hilft ihr im Unterricht. «Im Chinesischen gibt es zum Beispiel zwei Wörter für ‘können’. Schweizer Studierenden kann ich das mit Hilfe des Französischen erklären, das ja ebenfalls zwischen ‘pouvoir’ und ‘savoir’ unterschiedet.» Hsien-Lan Chens Chinesischkurse sind gefragt: In diesem Semester muss sie den Grundkurs zum ersten Mal doppelt führen.