Grosse Bühne, viel Applaus: Der Auftritt beim Festival «Szenenwechsel» ist jedes Jahr ein Highlight für die Musikstudierenden der Hochschule Luzern. Heuer können sie jedoch nur vor einer Kamera spielen: Alle Konzerte wurden vorab aufgezeichnet. So auch jenes der hochschuleigenen Big Band. Trotz des fehlenden Live-Publikums sei die Nervosität bei allen Beteiligten nicht geringer, weiss Dozent und Bandleader David Grottschreiber: «Auch ein aufgezeichnetes Konzert ist schweisstreibende Arbeit und stellt damit eine wichtige Bühnenerfahrung für die Studierenden dar.»
Grosse Musik mit kleinerer Besetzung
Der Titel des Big-Band-Konzerts: «Staying cool». Auf dem Programm: Stücke von Gil Evans. Der kanadische Jazz-Komponist (1912-1988) war ein bedeutender Neuerer der orchestralen Big-Band-Musik. «Deren Klangfarbenspektrum hat Evans mit Instrumenten, die man eher aus der Klassik kennt, erweitert», sagt Grottschreiber. Für das Szenenwechsel-Konzert stehen daher neben den Big-Band-Mitgliedern auch Klassikstudierende mit Klarinette, Waldhorn und Tuba auf der Bühne.
Coronabedingt spielen maximal 15 Musikerinnen und Musiker zusammen. Die Stücke sind so arrangiert, dass dabei jeder mal zum Zug kommt. «Dieses Zusammenspiel von Klassik und Jazz ist auch Ausdruck davon, was unser Departement auszeichnet: Die verschiedenen Musiksparten und -kulturen befruchten sich gegenseitig», so Grottschreiber.
Zusammen statt per Zoom
Seit dem Sommer wird wieder geprobt – miteinander, an der Hochschule. Per Zoom von zu Hause aus, wie das in manch’ anderem Studienfach oder Job möglich ist, funktioniert das bei einer Band nicht wirklich. Nicht nur, dass Nachbarn oder Mitbewohner wohl kaum begeistert wären, auch technisch mache das keinen Sinn: «Der Klangkörper ist aufgrund der vielen Instrumente zu gross, die Nuancen sind kaum hörbar und zeitliche Verzögerungen stören natürlich gewaltig», erklärt Grottschreiber. Komme hinzu, dass vor allem Jazz-Musik auch ein körperliches Phänomen sei: «Man muss einfach spüren, was die Bandkollegen neben, vor und hinter einem machen, damit es richtig groovt.»
Wie eine Familie
Dieses «Sich-Spüren» sei aufgrund von Abstands- und Maskenregeln momentan nicht immer ganz einfach, gibt Studentin Jasmin Lötscher zu. «Aber wir haben eine riesige Freude, überhaupt weiter zusammen Musik machen zu können.» Seit bereits fünf Jahren spielt die 24-jährige Zugerin in der Big Band Posaune. «Wir sind fast wie eine Familie und ich bin sozusagen die ‹Mama›», lacht sie. Ein Teil des guten Miteinanders sei, sich neben der Bühne eine gewisse Stütze und Motivation zu sein. «Wir sprechen natürlich viel über die problematische Situation, die wenigen Auftrittsmöglichkeiten, das fehlende Publikum.» Würde sie anderen trotzdem zu einer Musiklaufbahn raten? «Auf jeden Fall!», sagt Lötscher. Nicht nur, dass es abseits der Bühne vielfältige Berufsmöglichkeiten für Musikerinnen und Musiker gäbe. «Man kann sich doch nicht seinen grossen Lebenstraum kaputt machen lassen, nur weil es momentan schwierig ist. Um jetzt neue Wege für den Kulturbereich zu finden, braucht es uns Nachwuchsmusiker unbedingt!