Roger Britschgi: Ein Ingenieur gibt Gas

Als Managing-Director von PanGas Schweiz sitzt der HSLU-Absolvent Roger Britschgi an der Quelle der flüchtigen Substanz. In seinem Metier geht es um viel mehr als um den Stoff, der den Gas-Grill zum Glühen bringt.

Absolvent Roger Britschgi, Managing Director PanGas

Roger Britschgi weiss, dass für die meisten Menschen in der Schweiz PanGas gleichbedeutend ist mit Gasgrill. Darauf angesprochen lacht der Managing Director von PanGas Schweiz – das erste Mal von vielen in dem Gespräch. «Dabei macht Grillgas einen sehr kleinen Teil unseres Umsatzes aus. Wir produzieren es noch nicht einmal selber, wir vertreiben es nur.» Viel bedeutender seien für das Unternehmen Branchen, die von Laien kaum mit Gas in Verbindung gebracht würden, allen voran die Metallverarbeitung: Beim Schweissen, Löten oder Lasern käme man heute kaum um Gas herum, sagt Britschgi. Aber auch die Bau- und Chemieindustrie seien bedeutende Kunden, PanGas-Gase würden darüber hinaus für medizinische Zwecke, in der Lebensmittelbranche oder im Bereich Mobilität eingesetzt.

Eine Leidenschaft für Wasserstoff

Auch bei Britschgi selber steht eine PanGas-Flasche unter dem Grill und im Babywaren-Geschäft seiner Frau steht eine Heliumflasche für Ballone. Aber so richtig bricht Britschgis Begeisterung im Gespräch durch, wenn er über Wasserstoff spricht. Dieses Gas hat ihn schon beschäftigt, als er während einigen Jahren in München für den PanGas-Mutterkonzern Linde arbeitete. Damals allerdings galt Wasserstoff noch nicht als potenzieller Heilsbringer im Kampf gegen die Klimaerwärmung. «Die Wasserstoffherstellung war damals und ist auch heute meist noch nicht grün; man produziert es oft mit Erdgas», erläutert er. Mittlerweile ist das Thema Wasserstoff vor allem für den Antrieb von Fahrzeugen hochaktuell geworden und Britschgi stellen sich viele Fragen dazu. «PanGas beschäftigt sich seit über 100 Jahren mit Wasserstoff. Bekommt das Gas nun wirklich eine ganz neue Relevanz? Oder ist es nur ein Hype und die Zukunft gehört doch den Elektroautos? Das beschäftigt die ganze Branche. Und mich vielleicht noch ein bisschen mehr, weil ich schon so lange mit dem Thema zu tun habe.» Und auch deshalb, weil er im Verwaltungsrat von Hydrospider sitzt, dem Unternehmen, das alle zehn Wasserstofftankstellen beliefert, die es in der Schweiz mittlerweile gibt.

«Karrieren entwickeln sich ja oft etwas zufällig und schleichend.»

Head of Sales & Marketing mit technischer Ausbildung

Bevor Britschgis Position in «Managing Director» umbenannt wurde, hiess sie «CEO, Head of Sales & Marketing». Auf diesem Posten, denkt man, sitzt jemand mit einem Wirtschaftsstudium. Weit gefehlt, Roger Britschgi hat an der Hochschule Luzern Maschinenbau und Verfahrenstechnik studiert und anschliessend an der Hochschule als Assistent gearbeitet. Das Fachwissen, das er sich im Studium aneignete, sieht er für die Aufgabe im Verkauf als grossen Gewinn: «Der Kontakt zum Kunden ist für alle Projekte entscheidend», sagt er. «Als technisch ausgebildete Person kann ich mit dem Kunden zusammen etwas entwickeln; da kann im Gespräch etwas entstehen, an das am Anfang vielleicht gar niemand gedacht hat.»

So überlegte sich ein Kunde aus der Metallverarbeitungsbranche zum Beispiel, wie seine Produktionsstätte mit Flaschen oder Tanklastwagen beliefert werden könnte. Im Gespräch merkten wir dann, dass es sinnvoller war, die Gase bei ihm vor Ort in einer kleinen, nutzungsspezifischen Anlage herzustellen.

«Als technisch ausgebildete Person kann ich mit dem Kunden zusammen etwas entwickeln; da kann im Gespräch etwas entstehen, an das am Anfang vielleicht gar niemand gedacht hat.»

Der Wechsel in den Verkauf war keine plötzliche Entscheidung. «Karrieren entwickeln sich ja oft etwas zufällig und schleichend», sagt er. Bei Britschgi half sein damaliger Chef mit. Der war ein grosser Fan von «gekreuzten» Karrieren und bot ihm einen Wechsel in Richtung Verkauf an. Die Idee fiel auf fruchtbaren Boden.

Ohne Gas geht gar nichts

Heute laufen bei ihm alle Fäden von PanGas Schweiz zusammen: Die vielen Branchen, in denen das Unternehmen tätig ist, aber auch die Folgen von Bundesratsentscheiden, Entscheide des internationalen Mutterkonzerns Linde, Bedürfnisse von Kunden und 340 Mitarbeitenden oder weltweite Entwicklungen wie zum Beispiel die Pandemie, in der das Gas Sauerstoff ein ganz neues Gewicht erhielt.

Während er von all den verschiedenen Aufgaben und von den ihrer Natur nach flüchtigen Gasen erzählt, wirkt Roger Britschgi sehr geerdet, ob er nun von seiner Freizeit-Vorliebe für Tätigkeiten an der frischen Luft spricht – Wandern mit dem Hund oder Skifahren – oder von Sicherheitsvorkehrungen im Umgang mit Gasen. Kein Zweifel: Er weiss, dass die unsichtbaren aber wirkmächtigen Stoffe, die bei PanGas produziert werden, manchem unheimlich sind. Er hält dagegen: «Für mich ist Gas etwas Sinnstiftendes, weil mir bewusst ist, wie viel es im Hintergrund leistet, ohne dass es den meisten Menschen auch nur bewusst ist. Diese Angst vor Gasen hat ja schon etwas Verblüffendes, schliesslich ist auch die Luft ein Gas, und darauf können wir kaum eine Minute verzichten.»

Interessiert?

Erfahren Sie mehr über die Bachelor-Studiengänge am Departement Technik & Architektur

Zur Übersicht

Was Sie sonst noch interessieren könnte

Teilen statt kaufen: Wieso uns das so schwerfällt

Kaum getragene Kleider und der eigene Hochdruckreiniger: Menschen besitzen Dinge gerne selbst – auch wenn sie diese nur selten nutzen. Das Teilen müssten wir erst lernen, meint der HSLU-Konsumentenforscher Dominik Georgi. Sein Forschungsteam hat untersucht, mit welchen Kniffs aus der Wirtschaftspsychologie es mit der Sharing Economy doch noch klappen könnte.
24.01.2022 Collage von ©Raisa Durandi zum Thema NFTs mit Screenshot Zitaten von Larva Labs, Made S Art, beeple, Jack Dorsey. Besitzer sind im Bild vermerkt.

«NFTs sind keine neue Kunstform»

Non-Fungible Tokens mischen den Kunsthandel auf und sorgen weltweit für Schlagzeilen. Ein grosser Hype, findet Blockchain-Experte Tim Weingärtner. Trotzdem sieht er in den digitalen Eigentumszertifikaten auch Potenzial.
Thomas Müller, Absolvent Maschinentechnik, CTO Thermoplan

Thomas Müller: Zentralschweizer Kaffeemaschinen für die ganze Welt

Was lediglich nach einem interessanten Job als Berufseinstieg klang, wurde zu einer Karriere in Riesenschritten: Thomas Müller begann nach seinem Studium als Entwicklungsingenieur beim Kaffeemaschinenhersteller Thermoplan. Heute leitet er dort als Chief Technology Officer ein Forschungs- und Entwicklungsteam von rund 90 Mitarbeitenden.