Im Sommer ist einer regelmässig früh morgens zu Fuss unterwegs auf das Stanserhorn. Peter Bircher, der Geschäftsführer der Stanserhorn-Bahn, geniesst es von Stans aus auf den Gipfel auf knapp 1900 Meter zu wandern – und dies noch vor der Arbeit in seinem Büro in der Talstation.
Die 2002 verstorbene Schweizer Geobiologin Blanche Merz bezeichnete das Stanserhorn als einen von 100 hiesigen Kraftorten. Dies kann der 52-jährige Bircher nur bestätigen: «Ich mag es sehr, hier am Berg zu sein. Er gibt mir Energie und gleichzeitig Ruhe für den ganzen Tag. Danach kann kommen, was will.»
Aus einer Familie von «Pöstlern»
Aufgewachsen ist Peter Bircher in Stansstad. Dass er einmal in der Tourismusbranche landen würde, war nicht absehbar. Inspiriert von seinem Vater und seinem Bruder, die beide als Briefträger arbeiteten, entschied er sich für eine Lehre als Betriebssekretär bei der Post, der damaligen PTT.
«Mir liegen administrative und organisatorische Tätigkeiten mehr als bei Wind und Wetter draussen zu sein», begründet Bircher seine Wahl schmunzelnd. Nach mehreren Jahren bei der Post begann er sich für den Tourismusbereich zu interessieren und entschied sich für eine Ausbildung an der Internationalen Schule für Tourismus in Zürich.
Zur Person
Peter Bircher (*1973) ist seit November 2023 Geschäftsführer der Stanserhorn-Bahn. Nach einer Lehre bei der Post und einem Betriebsökonomie-Studium an der Hochschule Luzern arbeitete er zehn Jahre als Leiter Marketing-Service und Mediensprecher bei der Zentralbahn. Später absolvierte er an der HSLU einen MAS in Marketing & Management von Dienstleistungen. Nach fünf Jahren bei der Nidwaldner Kantonalbank kehrte er in die Tourismusbranche zurück. Der gebürtige Stansstader ist verheiratet und hat zwei Kinder im Jugendalter.
Seiner Heimat Nidwalden blieb er aber treu. Seine berufliche Reise führte ihn nach Beckenried als Leiter Marketing und Verkauf bei der Klewenalp-Bahn – sein erster Kontakt mit der Bergbahnbranche und er war sofort begeistert. «Bei Bergbahnen kannst du enorm viel bewegen, vor allem jedoch Gäste», schwärmt er noch heute.
Er wollte sich weiterbilden und entschied sich mit 33 Jahren nochmals Vollzeit zu studieren, und zwar Betriebsökonomie an der Hochschule Luzern. «Es war eine anstrengende, und gleichzeitig lehrreiche Zeit», sagt Bircher. «Innerhalb eines halben Jahres musste ich in Fächern wie Mathematik auf ein Matura-Niveau kommen.» Er sei noch immer beeindruckt, wie viel man in kurzer Zeit schaffen könne. «Ich lernte dabei, zu priorisieren und pragmatisch an Dinge heranzugehen.» Etwas, das ihm bei all seinen weiteren beruflichen Tätigkeiten zugutekam.
Bahn, Bankensektor und zurück auf den Berg
Mit dem Studienabschluss in der Tasche blieb Bircher dem Bahnverkehr treu. Als Leiter Marketing-Service und Mediensprecher wirkte er bei der Zentralbahn, eine Fusion der Luzern-Stans-Engelberg-Bahn (LSE) mit der SBB Brünigbahn. Nach zehn ereignisreichen Jahren und einem fünfjährigen Abstecher in den Bankensektor bei der Nidwaldner Kantonalbank fehlte ihm zunehmend die Tourismusbranche.
Der Zufall wollte es, dass der langjährige Direktor der Stanserhorn-Bahn Jürg Balsiger eine Nachfolge suchte. «Sofort kam dieser einzigartige Enthusiasmus für die Arbeit zurück», so Bircher. Im November 2023 begann er seine neue Tätigkeit mit grosser Freude, aber auch mit Respekt vor den grossen Fussstapfen seines Vorgängers, wie er sagt.
Auf Wertschätzung folgt Wertschöpfung
Dieser Enthusiasmus für seine Arbeit ist Peter Bircher anzumerken. Er kommt regelrecht ins Schwärmen, wenn er von seinen Mitarbeitenden spricht: «Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, mit welcher Freude die Leute bei der Arbeit sind.» Dieses Engagement der Angestellten kommt nicht von ungefähr. Birchers Vorgänger legte viel Wert auf Gastfreundlichkeit und es war stets seine Philosophie, dass dies beim guten Umgang mit allen Mitarbeitenden beginnt. «Heute sind wir weit herum bekannt für unsere Freundlichkeit», sagt der heutige Geschäftsführer stolz.
Auch er ist überzeugt, dass auf Wertschätzung gegenüber Mitarbeitenden auch Wertschöpfung fürs Unternehmen folgt. «Wenn du dich bei deinen Mitarbeitenden bedankst und sie lobst, hat dies eine positive Kettenreaktion zur Folge, die sich dann auf deren Arbeit und auf unsere Gäste auswirkt.»

Nebst der positiven Stimmung im Team begeistert ihn auch die Vielseitigkeit seines Jobs. Er führt Mitarbeitendengespräche, übernimmt Marketingaufgaben, begleitet Gruppen am Berg, beschäftigt sich mit strategischen Projekten oder besucht Messen für internationale Reiseveranstalter.
«Ich räume als Unterstützung an einem Wochenende aber auch einfach mal im Restaurant das Geschirr weg», sagt Bircher. Für ihn selbstverständlich. Er mag es sehr, operativ eingebunden zu sein. Das mache es abwechslungsreich.
Kapazitäten ausbauen
Für die kommenden Jahre stehen bei den Stanserhorn-Bahnen grosse Projekte an. «Wir müssen die Gebäude auf dem Berg erneuern», sagt Bircher. Das Fundament des Restaurants stammt von 1893. Die Räumlichkeiten platzten derweil aus allen Nähten. Seit der Eröffnung der weltweit einzigartigen CabriO-Luftseilbahn im Jahr 2012 verzeichnete das Stanserhorn eine Steigerung der Besucherzahlen von 60 Prozent.
Damit stösst es heute immer mal wieder an Kapazitätsgrenzen. Zum Start der Saison 2029 sollen die diversen Arbeiten abgeschlossen sein. Peter Bircher wird bis dahin noch an einigen Sommertagen auf den Gipfel wandern, das Panorama über die Alpenkette geniessen und dabei Kraft tanken für den Tag.