Christof Aellen ist begeisterter Outdoor-Sportler. Als er auf das Studium Wirtschaftsingenieur | Innovation stiess, war klar: Mit dieser Ausbildung an der Schnittstelle von Technik, Wirtschaft und Design eröffnete sich die Möglichkeit, einmal Outdoor-Geräte mitzuentwickeln. Während seines Studiums bot sich die Gelegenheit, für den Schweizer Fahrradspezialisten Veloplus die Industriearbeit – ein Bestandteil des Studiums – zu verfassen und diese später in seiner Bachelor-Thesis zu vertiefen. Aellen ergriff sie dann auch tatsächlich ohne Zögern. Hier leistete der Vater von zwei Töchtern Vorarbeit für ein Kinderfahrrad.
Wann macht Velofahren Spass?
«Am Anfang meiner Auseinandersetzung mit dem Thema Kindervelo ging es um grundlegende Fragen: Wann macht Velofahren Kindern Spass? Wie macht man ein Velo möglichst sicher? Was braucht es überhaupt, dass Kinder ergonomisch im Sattel sitzen?», erklärt Christof Aellen. Um Antworten zu finden, recherchierte er nicht nur in Fachbüchern und auf dem Web, sondern lud auch eine Schulklasse zu einem Veloparcour ein. So konnte er das Verhalten der Kinder auf ihren Gefährten genau beobachten. Ein wichtiges Resultat der Recherche: Am Anfang sitzen sie oft lieber aufrecht. Sobald sie sich sicherer fühlen, wird auch die Haltung sportlicher und sie lehnen mehr nach vorne.
Flexibel in zwei Dimensionen
Es war diese Beobachtung, die schliesslich zum Thema von Aellens Bachelor-Thesis führte, in der er die Zusammenarbeit mit Veloplus fortsetzte. Seine Aufgabe war es nun herauszufinden, was es braucht, damit das gleiche Fahrrad für Anfänger und für Fortgeschrittene bequem ist und damit es sich auch nach einem Wachstumsschub noch ergonomisch richtig einstellen lässt.
Er machte sich an die Arbeit, konzipierte, zeichnete, berechnete und testete, bis er die Lösung hatte. Die sieht nun einfach aus, hat es aber in sich: Es handelt sich um ein Zwischenstück – ein Cockpit, wie er es nennt –, an dem der Lenker befestigt werden kann. Mit wenigen Handgriffen kann es verlängert und geneigt werden. So lässt sich nicht nur die Höhe des Lenkers verstellen, sondern auch seine Distanz zum Sattel. Seine Oberseite ist flach, die Ecken und Kanten sind abgerundet und die Schraube zur Montage ist so positioniert, dass die Gefahr von Verletzungen bei einem Sturz über oder in den Lenker möglichst klein ist.
«Am Anfang sitzen Kinder oft lieber aufrecht auf dem Velo. Sobald sie sich sicherer fühlen, wird auch die Haltung sportlicher.»
Christof Aellen, Absolvent Wirtschaftsingenieur | Innovation
Abschlussarbeit im Handel
Veloplus hat das von Aellen mitentwickelte Kinderfahrrad «Flizzi» im Frühjahr auf den Markt gebracht, in Blautönen oder Silber. Aellens Cockpit sitzt unauffällig schwarz auf der schwarzen Stange. Erst bei genauem Hinschauen sieht man, wie viel Überlegung und Arbeit nicht nur in die praktischen Aspekte, sondern auch in das Design eingeflossen sind. Noch haben Aellens eigene Töchter sein Werk nicht ausprobiert. «Aber sobald ein neues Velo fällig wird, legen wir uns sicher eines zu. Dann können auch meine Töchter Vaters Werk einer sorgfältigen Prüfung unterziehen», lacht der Wirtschaftsingenieur.