Nicolas Vondrus Begeisterung für Games begann bereits als Vierjähriger. Im kindergerechten Lernspiel «Addy Junior» pflanzte er mit viel Freude Gemüse an. Später musste mehr «Action» her: Die Blockbuster-Spiele «Tomb Raider», «GTA» und das komplexe Rollenspiel «World of Warcraft» machten Vondru schliesslich zum leidenschaftlichen Gamer. Doch mittlerweile zielt der 26-Jährige nicht mehr nur darauf ab, ein exzellenter Spieler zu sein. Er gestaltet auch selbst virtuelle Welten.
«Sidequest»: Ein eigenes Rennspiel programmieren
Mit dem Studium «Digital Ideation» an der Hochschule Luzern entschied sich Nicolas Vondru für einen Bereich, der Informatik und zukunftsorientiertes Denken mit Design und Kunst verbindet. «Jobsicherheit ist mir wichtig», sagt der gelernte Informatiker. «Deshalb wählte ich bewusst einen Schwerpunkt, der über reines Gamedesign hinausgeht.» Denn: Auch wenn hierzulande die Zahl der Entwicklerstudios wächst und Schweizer Games vermehrt internationale Preise gewinnen, sind Arbeitsplätze noch immer rar gesät. In der Schweiz fristet die Game-Branche im internationalen Vergleich ein Nischendasein. Vorderhand bleibt für Vondru das Gamedesign somit eine «Sidequest», wie er es selbst nennt. Er referenziert dabei auf den in Spielen gebräuchlichen Begriff für eine «Nebenmission», auf die Spielende geschickt werden.
Im Rahmen seiner Bachelorarbeit entwickelte Vondru zusammen mit zwei Kommilitonen das Computerspiel «Force Fiesta». Es handelt sich um ein schnelles und herausforderndes Rennspiel, in dem ein Raumschiff durch eine abstrakte Spielwelt düst. Dass den drei Alumni damit ein grosser Wurf gelungen ist, zeigt die Auszeichnung der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia 2023 in der Sparte Design. Für das Team um Nicolas Vondru war sie eine willkommene Unterstützung ihres künstlerischen Vorhabens und dessen Verbreitung.
Es ging nie darum, kommerziellen Erfolg zu haben. Uns ist wichtig, gemeinsam ein Projekt zu realisieren und daran zu wachsen.
Nicolas Vondru
Doch auf den Lorbeeren ausruhen? Keine Option! Was als Abschlussprojekt begann, wuchs zu einer mehrjährigen «Challenge», wie Vondru sagt. Inzwischen hat sich das Entwicklerteam für ein neues Szenario entschieden: Statt einer abstrakten Figur rast nun ein Erdmännchen durchs All. Entsprechend wurde auch der Name des Games zu «Meerkat Space Race» abgeändert, zu Deutsch so viel wie Erdmännchen-Weltraumrennen.
Über 3’500 Stunden haben Nicolas Vondru und seine beiden Teamkollegen bisher ins Spiel investiert. Vondru: «Wir sind passionierte Gamer und wollen etwas erschaffen, das uns selbst herausfordert. Es ging nie darum, kommerziellen Erfolg zu haben. Uns ist wichtig, gemeinsam ein Projekt zu realisieren und daran zu wachsen». Vondrus Rolle bei der Spielentwicklung ist die Verbindung der verschiedenen Elemente, wie das Design der Spielwelt, der Rennstrecken und der Charaktere. Die kreative Arbeit sei härter, als viele denken, sagt er. Die besten Ideen nützten nichts, wenn sie nicht umsetzbar seien. So kommt es vor, dass die drei Freunde auf dem Heimweg von einer Party hitzige Diskussionen über die Weiterentwicklung des Spiels führen. «Da bleibt kein Moment ungenutzt.»
«Mainquest»: Weblösungen für SRF
Neben seiner Leidenschaft für Games setzt Nicolas einen klaren Fokus auf seinen beruflichen «Mainquest», seine Hauptmission: Als Softwareingenieur bei Schweizer Radio und Fernsehen SRF entwickelt er seit über einem Jahr innovative Weblösungen. Etwa ein Tool, das bei den letzten National- und Ständeratswahlen automatisch Grafiken zu den Wahlergebnissen erstellt hat. Online zugänglich wurden sie zum Zeitpunkt der Wahlen minütlich aktualisiert.
Für ihn ist das mehr als «nur» Programmieren: Es ist eine Kombination aus technischer Herausforderung und sinnvoller Anwendung, die darauf abzielt, Arbeitsprozesse zu optimieren und anderen die Arbeit zu erleichtern. «Ich lerne immer wieder neue Tools und Techniken kennen», sagt Vondru. «Das Gelernte kann ich auch in die Entwicklung des Games integrieren.» Umgekehrt ist seine Eigeninitiative aus dem Gamedesign – wo er die Teamleitung innehat, Probleme anspricht und nach Lösungen sucht – ein grosser Vorteil für den Job bei SRF.
«Endgegner»: Der Launch von Meerkat Space Race
Nicolas Vondrus Spiel «Meerkat Space Race» soll im Sommer 2025 auf der Gaming-Plattform Steam veröffentlicht werden. Die letzten Monate vor dem Release werden für ihn und seine beiden Kollegen nochmals anspruchsvoll. «Passen die einzelnen Spielelemente wirklich perfekt zusammen?», fragen sie sich. Anspannung pur, oder wie es Nicolas Vondru beschreibt: «Es fühlt sich an wie der Kampf gegen den Endgegner in einem Game.»