Mit der Initiative Smart Region Zentralschweiz der Hochschule Luzern startete Anfang April ein gross angelegtes Projekt im Bereich der Datenanalyse und -visualisierung für die gesamte Region. Ziel ist es, sowohl in städtischen als auch in den ländlich-alpinen Gebieten zur Lösungsfindung für die drängenden Herausforderungen der kommenden Jahre beizutragen. «Wir denken hier an Fragen rund um die Energiewende, die wachsende Mobilität oder den soziodemografischen Wandel, die uns alle betreffen», erklärt Jacqueline Holzer, Gesamtprojektleiterin von Smart Region Zentralschweiz.
Vorbild für die Initiative sei das CityScienceLab der HafenCity Universität Hamburg. Diese hatte zusammen mit ihrem akademischen Partner, dem Media Lab des MIT in Massachusetts, ein datenbasiertes Standortentwicklungsprojekt initiiert. Durch die Zusammenarbeit mit dem Team in Hamburg profitiert die Hochschule Luzern nun von deren Erkenntnissen – und kann künftig wiederum selbst ihren Partnerinnen und Partnern Erfahrungswerte liefern.
Datentische zum Anfassen
Das Kernstück der HSLU-Initiative bildet das Smart Region Lab in Rotkreuz. In diesem Experimentierraum befinden sich zwei sogenannte RegionScopes: tischgrosse Bildschirme, auf denen man in verschiedene datenbasierte Szenarien hinein- und hinauszoomen, Elemente verschieben, markieren und sich etwa durch ein Satellitenbild der Region navigieren kann. Bis zu 80 Finger gleichzeitig erkennt der smarte Tisch.
Ein Vorteil der Technik sei laut Holzer, dass sich Unmengen von Daten – im Gegensatz zu seitenlangen Dokumenten mit unzähligen Tabellen und Grafiken – deutlich anschaulicher visualisieren lassen und dadurch «greifbarer» werden. Und nicht nur das: Je nach Datenbasis liessen sich daraus auch neue Zusammenhänge oder künftige Szenarien simulieren. Verschiedene Interessensgruppen – etwa aus Politik, Wirtschaft, Kultur oder Gesellschaft – können so im wahrsten Sinne des Wortes an einem Tisch reale Fragenstellungen miteinander diskutieren und Lösungen finden.
Neue Perspektiven, unerwartete Resultate
«Ich bin fasziniert von der Interdisziplinarität dieses Projektes, die bezeichnend ist für unsere Institution», sagt Holzer. Als Direktorin des Departements Design & Kunst ist sie in Luzern-Emmenbrücke tätig, das Smart Region Lab befindet sich in Rotkreuz. Grund hierfür ist die aufwändige Programmierarbeit für die Datentische und die dazugehörigen Tools, welche Hauptentwickler Philipp Meschenmoser vom Departement Informatik verantwortet. Das Pilotprojekt zum Thema Tourismus, das im Rahmen von Smart Region Zentralschweiz umgesetzt wurde, verantwortet Nicole Stuber-Berries, Co-Leiterin des Competence Center Tourismus; die Gesamtleitung des dazugehörigen Labs liegt schliesslich bei Germanistin und Architektin Ulrike Sturm, Leiterin des Instituts für Soziokulturelle Entwicklung und Co-Leiterin des Interdisziplinären Themenclusters «Raum & Gesellschaft».
Holzer ist überzeugt: «Die Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachrichtungen ermöglicht andere Perspektiven und führt zu neuen, nicht erwarteten Ergebnissen.» Deshalb sollen auch die Workshops mit Externen interdisziplinär sein. «Die Zusammenführung von Daten und der Austausch ermöglicht den Teilnehmenden, das eigene Blickfeld zu erweitern und in der gemeinsamen Diskussion ein besseres Verständnis für das grosse Ganze zu entwickeln», sagt Holzer. So erarbeitete Lösungen seien letztlich nachhaltiger und tragfähiger.
Das Lab geht auf Tour
Als nächsten Schritt plant die Hochschule Luzern eine Roadshow durch die Zentralschweiz: Damit Interessenten aus der ganzen Region die Möglichkeit haben, die Datentische für Workshops bei sich zu nutzen, hat die HSLU auch eine mobile Version, so genannte Mobile Scopes, entwickelt. «Mit dieser smarten Lösung können wir unser Lab und unser Know-how direkt zu den Leuten bringen, die die Region mit partizipativen Prozessen und modernster Datenanalyse voranbringen wollen», so Holzer.