Als Wirtschaftsstudentin Irina Engeler vor einem Jahr hörte, dass die neue, übergreifende Studierendenverbindung der HSLU Vorstandsmitglieder suchte, zögerte sie nicht. Heute ist die 25-Jährige die Präsidentin des OneHSLU-Vorstands mit studentischen Vertreterinnen und Vertretern aus allen sechs Departementen der Hochschule Luzern. «Ich bringe mich gern ein, treibe Themen voran und setze diese um», sagt sie. «Allein vom Schöndenken verändert sich nichts.» Der Verein OneHSLU versteht sich als Klammer der departamentalen Studierendenvertretungen. Er bündelt Themen, Kräfte, Projekte und möchte mit einer gemeinsamen Stimme die Anliegen der Studierenden vertreten.
Klare Agenda
OneHSLU organisiert sich über ein physisches Treffen pro Semester, Online-Meetings und einer WhatsApp-Gruppe. Wichtige Themen bringt der Verein in die halbjährlichen Termine mit Rektor Markus Hodel ein.
Bereits zum ersten Treffen im letzten November trat der Verein mit klaren Anliegen, Konzepten und Lösungsvorschlägen an: So wurden die Semestergebühren auf den Prüfstand gestellt und für eine Senkung plädiert. Rektor Markus Hodel musste hier ihre Erwartungen dämpfen.
Grünes Licht gab es hingegen für die finanzielle Unterstützung eines Sorgentelefons von Studierenden für Studierende: das Projekt «Nightline».
Ein Gesprächsangebot für Studierende in Sackgassen
«Nightline» soll ab Herbst 2022 ein niederschwelliges Beratungsangebot für Studierende der drei Luzerner Hochschulen – neben der HSLU die Pädagogische Hochschule Luzern und die Universität Luzern – bieten, die Ängste, Sorgen oder Unsicherheiten haben. Die beratenden Personen sind dabei selbst Studierende. Angeregt hat dieses Angebot Jonas Bamert, der die Psychologische Beratungsstelle des Campus Luzern leitet: «Das Konzept ‹Nightline› hat sich inzwischen europaweit etabliert; in der Schweiz gibt es dieses Angebot bisher aber erst in Zürich». Vorgesehen sind abendliche Gesprächsangebote per Telefon, beispielsweise, wenn jemand eine Prüfung nicht bestanden hat, den Studierendenalltag schwer organisiert bekommt oder blockiert ist durch Probleme mit Mitstudierenden oder Dozierenden.
«Manchmal gibt es Situationen oder Sackgassen im Leben von Studierenden, wo der Austausch mit der Peergroup schon helfen kann und es die Psychologische Beratungsstelle nicht braucht», erklärt Jonas Bamert. Dabei sei «Nightline» keine Erweiterung der professionellen Beratungsstelle, sondern ein eigenständiges Projekt. Die beratenden, ehrenamtlich tätigen Studierenden werden geschult und ausgebildet; die Psychologische Beratungsstelle begleitet und berät sie bei Bedarf.
Gesucht: Engagierte Studierende
Die Aufbauphase von OneHSLU ist mittlerweile abgeschlossen. Freiwilliges Engagement ist aber nach wie vor das zentrale Thema für die Organisation: Irina und weitere Präsidiumsmitglieder werden im Sommer ihr Studium beenden; Gründungs- und Vorstandsmitglied Alex Fleischli (25 Jahre) hat sein Informatikstudium bereits im Februar abgeschlossen. OneHSLU hat im Statut festgelegt, dass ausscheidende Mitglieder eine Nachfolge aus ihrem jeweiligen Departement präsentieren. So bleibt der Proporz der Departemente im Verein gewahrt.
Die Suche nach einer Nachfolge sei jedoch nicht einfach, sagt Fleischli. Er betont, dass der Zeitaufwand neben einem Studium machbar sei, die Arbeit vergütet werde und grossen Spass mache und man interessante Kontakte zu Studierenden aus anderen Departementen knüpfen könne. «Darin sehe ich persönlich die grosse Stärke von OneHSLU: im Erfahrungsaustausch, in der gegenseitigen Inspiration, im Zusammenbringen von Leuten aus den unterschiedlichsten Fachbereichen.»
Auch zur Umsetzung des Projekts «Nightline» fehlen im Moment noch Freiwillige. «Wir brauchen einen ganzen Pool Ehrenamtliche», sagt OneHSLU-Präsidentin Irina Engeler: Fünf Personen, die bereit wären, bei der Vereinsgründung und dem Aufbau der Nightline mitzuwirken und in der Leitung eine Rolle zu übernehmen, sowie Helferinnen und Helfer, die in bestimmten Zeitfenstern das Sorgentelefon betreuen. Engeler betont, dass die ersten freiwilligen Studierenden das Projekt entscheidend mitgestalten können.