Wenn sich der Zug von Luzern südwärts dem Vierwaldstätter- und dem Sarnersee entlang schlängelt und durch Landschaften mit herrlichem Bergpanorama fährt, denkt man nicht als erstes an einen Hightech-Industriebetrieb. Doch genau hier, im obwaldernischen Sachseln hat sich 1961 der deutsche Elektrokonzern BRAUN niedergelassen und eine Produktionsstätte errichtet. Unter dem heutigen Namen Maxon AG werden hier Elektroantriebe für die Bereiche Mobilität, Industrie, Medizin und sogar die Raumfahrt entwickelt und hergestellt.
Obwalden ist auch die Heimat von Kristina Rötheli. Mit fünf Jahren zog sie mit ihren Eltern und den drei Schwestern aus dem Kanton Solothurn nach Sarnen. Längst hat sie hier selbst Wurzeln geschlagen, auch wenn der Dialekt vom Jurasüdfuss ab und an noch durchdrückt. Seit Oktober 2021 arbeitet die 27-Jährige als Projekt- und Prozessingenieurin Medizin bei Maxon.
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Kombination aus Handwerk und Medizin
Zunächst absolvierte Rötheli eine Lehre zur Augenoptikerin. «Ich selbst bin mit minus sechs Dioptrien stark kurzsichtig», sagt sie. Die Kombination aus Handwerk, medizinischem Wissen und Verkauf hätte sie daher sofort angesprochen. Damit sie sich später weiterbilden und an einer Hochschule einschreiben konnte, hängte sie nach der vierjährigen Ausbildung die Berufsmatura an. Dabei entschied sie sich für die technische Berufsmatura, da sie ein flair für Zahlen und Mathematik hatte. Die Wahl für das anschliessende Medizintechnik-Studium an der Hochschule Luzern fiel dann relativ spontan, wie Rötheli sagt: «Ich ging einfach mal zum Infotag und sprach mit Studierenden aus diesem Fachbereich. Was sie erzählten, überzeugte mich.» Der Studiengang vereinte Technik und Arbeit mit und für Menschen perfekt. Dass die Hochschule in der Nähe lag, war ein zusätzlicher Pluspunkt. «Ich wollte in der Region bleiben, auch wegen meines Engagements im Turnverein.» Von Kindsbeinen an ist Rötheli im Geräteturnen aktiv, leitet dort mittlerweile selbst eine Gruppe und amtete als Wertungsrichterin bei Wettkämpfen.
«Eine wichtige Lektion, die ich aus dem Studium mitgenommen habe: Alles, was in der Medizin nicht dokumentiert ist, gilt als nicht gemacht. Gefühlt jedes zweite Mal hörst du im Unterricht diesen Satz.»
Kristina Rötheli
Aus dem Studium weiss Kristina Rötheli: Alles, was in der Medizin nicht dokumentiert ist, gilt als nicht gemacht. Mittlerweile weiss sie aber aus eigener Erfahrung, weshalb er Sinn macht. «Ein halbes Jahr später kannst du dich bei Versuchsanordnungen nicht mehr an alle Arbeitsschritte erinnern. Der ganze Prozess muss für alle jederzeit nachvollziehbar sein. So können Extraschlaufen in der Entwicklung vermieden werden.» Besonders wertvoll war für die Sarnerin auch das Netzwerk, das sie während des Studiums aufbauen konnte. «Ich habe sehr gute Freunde gefunden», sagt sie. Heute arbeiten ihre damaligen Studienkolleginnen und -kollegen in ganz unterschiedlichen Bereichen – trotz des gleichen Studiums. Das mache den Austausch besonders spannend, findet sie.
Vom Prototyp zur Serienproduktion
Heute ist Kristina Rötheli bei Maxon unter anderem für die Industrialisierung neuer medizinischer Produkte zuständig. «Ich sorge dafür, dass ein Prototyp später in einer Serienproduktion gefertigt werden kann. Jede Einheit muss alle Anforderungen erfüllen, der Prozess stabil funktionieren und gut dokumentiert sein.» Dabei koordiniert sie Aufgaben über verschiedene Produktionsstandorte hinweg. Was ihr bei Maxon besonders gefalle? «Die Abwechslung, das Team und dass ich immer gefordert bin. Ausserdem unterstützt mich mein Arbeitgeber – bei meiner Weiterbildung, aber auch als ich 2023 drei Monate unbezahlten Urlaub für eine Reise durch die USA und Mittelamerika nahm.» Mittlerweile hat Kristina mit einem CAS in Industrial Transformation and Project Management begonnen. «Prozesse zu verbessern und effizienter zu gestalten, das reizt mich. Später könnte daraus auch ein MAS werden – aber eins nach dem anderen.»
Kantonsrätin in Obwalden
Seit Juni 2024 ist sie zudem für die SP im Obwaldner Kantonsrat. «Mein Vater war schon immer in der Politik aktiv. Er ermutigte mich dazu, mich bei den vergangenen Wahlen auf die Liste zu setzten», sagt Rötheli. Sie ist der Meinung, dass es mehr junge Menschen und Frauen in der Politik brauche. «Ich erhalte viel Zuspruch. Im Kantonsrat bin ich akzeptiert. Es herrscht ein respektvoller Umgang untereinander.» Besonders am Herzen liegt ihr die Unterstützung von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen. «Meine Schwester sitzt im Rollstuhl. Durch sie weiss ich, dass es in Sachen Barrierefreiheit noch einiges zu tun gibt», sagt sie. Und wie bringt sie Beruf, Weiterbildung, Politik und das Geräteturnen unter einen Hut? «Ich bin sehr pragmatisch und mache immer das, was gerade brennt», sagt sie gelassen. «Und ich bin grundsätzlich positiv eingestellt. So gelingt mir vieles.»
