«Kosmos» heisst ein Musikvideo des Trios Heinz Herbert. Darin ist alles möglich. Da steigen Mario Hänni, Dominic und Ramon Landolt mitten in einer Wiese aus einer runden Blechbüchse oder stehen wie bestellt und nicht abgeholt vor einem Trafohäuschen. Und dann geraten sie in eine Schaffenskrise. Stille. Nichts geht mehr. Später im Video rutschen sie natürlich doch wieder hinein in ihren musikalischen Flow, angesiedelt zwischen Psychodelik, Free Jazz, Clubkultur und kollidierenden elektronischen Rhythmen.
Er habe «Megamühe», ihre Musik zu beschreiben, gibt Hänni zu, der als einziger im Land ist, weil Dominic Landolt mit dem Luzerner Fischermanns Orchestra durch Ägypten tourt und sein Bruder Ramon durch Japan reist. Man solle doch einfach reinhören in die fünf Alben. In das letzte etwa, «Yes». Ein Titel, den er vor allem als Zeichen fürs Positivsein verstanden wissen will.
Auch solo und in anderen Bands unterwegs
Positiv ist Hänni selbst eingestellt, obwohl sich das Trio aus Dominic Landolt an Gitarre und Effekten, Ramon Landolt an Keyboard, Synthesizer und Samplern und Drummer Hänni derzeit in einem «gap» befinde. «Manches, was vor vier Jahren klar war, ist es heute nicht mehr», sagt Hänni. Auch, weil jeder der drei noch in anderen Formationen spielt, Ramon Landolt etwa mit David Meier (Schnellertollermeier) in einem Duo, Dominic Landolt mit Fischermanns Orchestra, Mario Hänni mit dem Quartett Mnevis oder dem Trio Aul, wo er auch mal Gitarre spielt und singt. Weil sie zudem alle solo unterwegs sind. Weil sie sich verändert haben und sich dabei auch das Verständnis von Musik und ihren musikalischen Elementen entwickelt hat. Sie seien eben keine «Jazzfreaks», würden auch andere Musik mögen. «Pop zum Beispiel», sagt Hänni, soeben von einer Tournee mit Sophie Hunger zurückgekehrt.
Heinz Herbert soll leben!
Früher probten sie wöchentlich zusammen; heute gibt es weniger Proben, dafür mehr Konzerte. Denn natürlich soll Heinz Herbert weiterleben. «Es ist ein Supergefühl, durch alle Schwierigkeiten und Identitätskrisen gemeinsam weiterzugehen», sagt Hänni. Die drei verbindet viel: Acht gemeinsame Jahre, sieben davon in einer WG, fünf Alben, das Jazz-Studium am Departement Musik der Hochschule Luzern. Sie seien ein Dreieck, in dem nur die Tagesform bestimme, wer welche Rolle spiele. Schon seit Studienzeiten haben sie ein grosses gemeinsames Netzwerk. «Das ist das Beste, was uns das Studium an der Hochschule Luzern gegeben hat», sagt Hänni. Dazu Dozierende, die jedem halfen, den für ihn richtigen Weg zu finden und zu wissen, was «cool ist und was nicht».
Die WG haben sie vor einigen Monaten aufgelöst; Hänni ist froh, nach einer Tournee in die eigenen vier Wände zu kommen und seine Ruhe zu haben. Eine «Beziehungskistenband» seien sie immer schon gewesen, gibt er zu; die Zusammenarbeit mit Brüdern sei schon speziell: «Manchmal war ich zwischen ihnen im Sandwich.»
Potenzial für eine internationale Karriere
Irgendwann hatten die drei Musiker auch genug davon, jeden Clubauftritt anzunehmen, nach den Konzerten die Nacht im Schlafsack auf dem Boden zu verbringen und trotzdem nur wenig Geld zu verdienen. Da kommt der Gewinn des erstmals vergebenen EJN Zenith Awards für aufstrebende Künstler gerade recht. Die Jury beschied dem Trio: «Eine starke Originalität in Klang, Musik und Performance, ein hohes Niveau an den Instrumenten, eine starke Bühnenpräsenz und Potenzial für eine internationale Karriere.»
Der Preis gibt Rückenwind. Es wird sich trotz allem nicht alles ändern: Noch drei Tage vor dem Zenith-Auftritt in Amsterdam spielten sie im Schönegg-Varieté an der Zürcher Langstrasse. Eine klassische Underground-Location. Hänni: «Das ist immer noch unser Spektrum.»