Die Idee entstand am Pingpong-Tisch: Fatmir Shoshi erzählte seinem Gegenüber Rui Marques zwischen zwei Ballwechseln, er wolle seine Terrasse gründlich säubern, habe aber keinen Kärcher zur Hand. Marques meinte, wie praktisch es doch wäre, einen solchen Hochdruckreiniger für diese einmalige Arbeit ausleihen zu können. Die Freunde, die beide in Horw an der Hochschule Luzern am Departement Technik & Architektur studiert haben, spannen ihre Idee weiter: Was wäre, wenn nicht bloss Private, sondern Firmen Spezialmaschinen nicht mehr alle selbst anschaffen müssten, sondern sich die Geräte mit anderen teilen würden? Sie könnten ihre Ausgaben tief halten, würden weniger Stauraum benötigen, könnten den Unterhalt auslagern und würden erst noch nachhaltig wirtschaften. Denn die Produktion einer Maschine verursacht eine Menge an grauer Energie.
HSLU half bei der Marktstudie
Dieses Gedankenspiel, das die beiden vor bald drei Jahren aufnahmen, liess sie nicht mehr los. Shoshi ist studierter Maschineningenieur und Marques Absolvent des Studiengangs «Energy and Environmental Systems Engineering». Coronabedingt hatten sie reichlich freie Zeit, um ihre Geschäftsidee auszuarbeiten. «Wir ergänzen uns gut und motivieren uns gegenseitig», erklärt Shoshi.
Aber nicht nur die Chemie zwischen ihnen musste stimmen, sondern auch die Rahmenbedingungen für ihre Geschäftsidee. Die nötigen Grundlagen dafür sollte eine Marktstudie liefern. Eine solche in Auftrag zu geben, ist für Jungunternehmer allerdings ein grosser finanzieller Posten. Auf gut Glück fragte Shoshi deshalb die HSLU für eine Zusammenarbeit an und stiess beim Departement Wirtschaft auf offene Ohren: Die Erarbeitung einer Marktstudie für die beiden ehemaligen Studierenden wurde in den Unterricht integriert. «Diese Untersuchung half uns sehr», sagt Shoshi. Unter anderem habe man sich aufgrund der Studie für ein Geschäftsmodell im Business-to-Business-Bereich entschlossen und dafür, sich mit der geplanten Plattform vorerst auf das Baugewerbe zu konzentrieren. «In dieser Branche werden oft grosse Maschinen benötigt, die in Beschaffung, Transport und Unterhalt teuer sind», so Shoshi. Dank der neuen Plattform habe ein Bauunternehmen die Möglichkeit, Maschinen temporär für einen Auftrag zu leihen und dann wieder zurückzugeben. Dabei spielt die Idee der kurzen Wege eine wichtige Rolle: «Arbeitet etwa eine Luzerner Firma in Chur auf einer Baustelle, kann sie Maschinen in Graubünden leihen und muss nicht ihre eigenen herantransportieren», erklärt Shoshi.
Grosse Reichweite angestrebt
Im Juli 2021 gründeten die beiden Stadtluzerner ihre Firma faroo, einer Vermengung ihrer beider Vornamen. Und im August 2022 schalteten sie die gleichnamige Plattform auf. Während sich Marques schwerpunktmässig ums Marketing und die Programmierung der Online-Plattform kümmert, ist Shoshi vor allem im Bereich der Kundenakquise und -betreuung tätig. Bevor das Leihgeschäft losgehen kann, müssen genügend Maschinen zum Ausleihen vorhanden sein. Das Ziel ist, bis Ende Jahr 400 Geräte anbieten zu können. «Im Moment konzentrieren wir uns darauf, Vermieter zu finden. Ab Beginn der Bausaison im nächsten Jahr soll es dann möglich sein, Bagger, Grabenstampfer und Vertikutierer auszuleihen», so Shoshi.
Eine Partnerschaft mit dem Schweizerischen Baumeisterverband soll dabei helfen, das Angebot in der Branche bekannt zu machen und Inserenten zu gewinnen. Shoshi und Marques achten dabei auf die regionale Verteilung der Mietangebote, um eine möglichst grosse Reichweite zu erlangen. Welche Maschinen zur Verfügung stehen, hängt von den Inserenten ab.
Unterstützung von verschiedenen Seiten
Vieles, was beim Aufbau ihres Start-ups nötig ist, haben sich der 32-jährige Shoshi und der 27-jährige Marques durch Recherchen und «Learning by doing» selbst erarbeitet.
Derzeit sei man etwa mit Versicherungen in Kontakt, um die Rechtslage beim Verleihgeschäft mit Baumaschinen abzuklären. «Es kommen immer neue Fragen auf und wir sind offen, dazuzulernen», sagt Marques.
Dafür suchen sie gezielt Unterstützung. So nahmen sie am Zünder Accelerator-Programm unter der Leitung des ITZ Innovationstransfer Zentralschweiz teil. Im Rahmen dieses Programms werden Start-ups während neun bis zwölf Monaten begleitet und erhalten unter anderem ein Coaching. Auch die Zusammenarbeit mit der HSLU ist noch nicht beendet. Momentan erarbeiten Studierende aus dem Departement Wirtschaft eine weitere Marktstudie, die das Potenzial für eine mögliche Erweiterung des Geschäftsfelds auf die Foto- und Filmbranche abklären soll. Denn den beiden Jungunternehmern schwebt ein Onlineportal vor, das für weitere Wirtschaftszweige wie die Event- und Transportbranche interessant ist.
Auf dem Blog von Smart-up, dem HSLU-Smart-up – Förderprogramm für Innovation, Unternehmertum und Selbständigkeit, befindet sich ein weiterer Bericht über faroo.