Eine eigene Grillsauce mit mexikanischen Chilis und Schweizer Mayonnaise kreieren und schweizweit bekannt machen: Das war die Idee, die Samuel Graf, Kevin Lustenberger und Thamon Duss auf ihrer Reise durch Südamerika kam. Mit Chipeño ist ihnen das gelungen. Der Start war allerdings hart: Vier Jahre lang zahlte sich Samuel Graf keinen Rappen Lohn aus und arbeitete bis zu 14 Stunden täglich, besonders während der Corona-Zeit. Motivation fand er in einem Co-Working-Space, wo er sich mit anderen Unternehmerinnen und Unternehmern austauschte. Sein wichtigster Rat an künftige Gründerinnen und Gründer lautet: «Durchhalten. Du überschätzt, was du in einem Jahr schaffen kannst und unterschätzt, was in fünf Jahren möglich ist.»
Erfahrungen weitergeben
Samuel Graf teilt seine Erfahrungen als Jungunternehmer gerne. So auch an den Start-up-Weeks, die durch das Förderprogramm Smart-up der HSLU finanziert und vom Technopark Luzern im D4 in Root unterstützt werden. Jedes Jahr erhalten Studierende während zwei Wochen eine geballte Ladung Wissen von Profis und arbeiten parallel dazu an einer eigenen Geschäftsidee. «Ziel ist es, Studierenden neue Perspektiven für ihre berufliche Zukunft zu eröffnen», sagt Ueli Grüter, der die Start-up-Weeks als Dozent der Hochschule Luzern seit Jahren begleitet. «Anstatt nach dem Studium direkt eine Anstellung zu suchen, können sie eigene Ideen verwirklichen und den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.» Gleichzeitig verfolgt das Programm auch ein übergeordnetes Anliegen: Es soll Unternehmergeist fördern und so einen Beitrag zu einer innovativen Wirtschaft leisten.
Smart-up – das Sprungbrett ins Unternehmertum
Seit 2013 begleitet das Förderprogramm Smart-up der Hochschule Luzern Studierende und Alumni auf dem Weg zur eigenen Firma. Über 300 Geschäftsideen und Innovationsprojekte sind daraus bereits hervorgegangen, viele wurden zu erfolgreichen Unternehmen. Einige schafften es sogar in die «Top 100 Start-ups» der Schweiz. Mit dem Ziel, «gemeinsam Ideen zum Fliegen bringen», fördert das Smart-up-Team schon frühe Stadien der Ideenentwicklung, oft bevor Prototypen oder Businesspläne existieren. Mit Unterrichtsmodulen zu Ideen-, Produkt- und Geschäftsmodellentwicklung sowie Coachings durch Expertinnen und Experten bietet das Programm praxisnahe Unterstützung.
Erfolgsmomente feiern
Auch Samuel Graf stand einst als Student im Studiengang Business Engineering ganz am Anfang und wurde von Smart-up unterstützt. Heute ist Chipeño zu einer festen Grösse im Schweizer Detailhandel geworden. «Wir haben uns Schritt für Schritt mit Referenzen nach oben gearbeitet – vom Restaurant über den Fachhandel bis schliesslich zu den Detaillisten Migros und Coop», erzählt er.
Für Samuel Graf war es immer seine Vision, die ihn antrieb. Auch in Phasen, in denen der Erfolg noch ausblieb. «Wenn du dich nur darauf fixierst, dass du gestern nichts verdient hast und heute wieder nichts, verlierst du dein Ziel aus den Augen», sagt er. Entscheidend sei es, kleine Erfolgsmomente auszukosten. Sie geben Energie für den nächsten Schritt.
Revolution bei der Babynahrung
Unternehmertum kann eine echte Achterbahnfahrt sein. Das musste auch Tobias Gunzenhauser erfahren. Wie Samuel Graf teilt auch er als ehemaliges «Smart-up-Gewächs» seine Erfahrungen mit den Studierenden. Gemeinsam mit seinen Mitgründern José Amado-Blanco und Luca Michas baute er Yamo auf, ein Pionierunternehmen, das die Kategorie Babynahrung in Europa neu definierte.
Die Idee entstand aus einer simplen Beobachtung: Babynahrung wurde seit den 1950er-Jahren mit denselben, stark erhitzenden Verfahren hergestellt, wodurch viele Nährstoffe und Geschmacksstoffe verloren gingen. Yamo revolutionierte diesen Markt mit einer innovativen Hochdruckpasteurisationstechnologie, die für Frische, Geschmack und Haltbarkeit sorgt.
«Die Anfangszeit war unglaublich intensiv, aber auch motivierend», erzählt Tobias Gunzenhauser. Nach einem erfolgreichen Crowdfunding von über 50’000 Franken in nur 30 Tagen und mehreren renommierten Auszeichnungen, darunter der Swiss Economic Award 2022, war Yamo in über 7’000 Verkaufsstellen in ganz Europa vertreten. Die Produkte wurden unter anderem bei Edeka, Rewe, DM und Coop verkauft. Das Unternehmen beschäftigte zeitweise mehr als 50 Mitarbeitende und arbeitete mit Partnern in sieben Ländern.
Doch auch Yamo war nicht von globalen Umwälzungen gefeit. Der Krieg in der Ukraine, steigende Inflation und die Energiekrise veränderten das Konsumverhalten in Europa grundlegend. «Diese Phase hat uns enorm gefordert, aber auch viel über Priorisierung, Führung und Widerstandsfähigkeit gelehrt», sagt er. Doch die schwierigen Bedingungen führten dazu, dass Yamo im 2024 schliesslich den Betrieb einstellte.
Heute blickt Tobias Gunzenhauser dennoch mit Stolz und Dankbarkeit auf seine unternehmerische Reise zurück. «Wir haben bewiesen, dass es möglich ist, eine ganze Industrie neu zu denken», sagt er. Mut, Tatkraft und Fokus sind aus seiner Sicht daher die entscheidenden Währungen im Unternehmertum. «Man lernt, die grossen von den guten Ideen zu unterscheiden und zu priorisieren.» Anstatt die Vergangenheit zu glorifizieren oder zu bereuen, nutzt Tobias Gunzenhauser seine Erfahrungen heute, um die nächste Generation von Gründerinnen und Gründern zu inspirieren und zu begleiten. «Unternehmertum ist kein einmaliger Sprint, sondern ein lebenslanger Weg. Ich bin dankbar, dass ich auf dieser Reise unterwegs sein durfte. »