Schellen-Ursli mit eigener Live-Band

Alle kennen «Schellen-Ursli», aber so hat man seine Abenteuer noch nie erlebt: als Kombination von Puppentheater und Stubete. Am 2. Dezember feiert das Stück Premiere im Luzerner Theater. Die Musik dazu liefern Absolventen und Studierende der Hochschule Luzern. Was auf der Bühne leicht und verspielt wirkt, ist das Resultat intensiver Proben.

Frech und munter: Die Puppenspielerinnen von «Gustavs Schwestern» machen «Ursli» lebendig. (Bild: Priska Ketterer)

Die Puppenspielerinnen von «Gustavs Schwestern» machen «Ursli» lebendig. (Bild: Priska Ketterer)

«Hoch oben in den Bergen, weit von hier, da wohnt ein Büblein so wie ihr». Damit beginnt «Schellen-Ursli», eines der wohl bekanntesten Kinderbücher der Schweiz. In diversen Sprachen, als Musical und sogar als Kinofilm wurde die Geschichte seither erzählt: Um beim traditionellen Chalandamarz mit ordentlichem Lärm den Winter zu vertreiben, tragen alle Kinder im Dorf grosse Glocken. Nur Ursli hat lediglich ein kleines Glöckchen abbekommen. Doch der aufgeweckte Junge hat eine Idee und nichts kann ihn aufhalten, diese in die Tat umzusetzen…!

Pünktlich zum 75. Jahrestag der Geschichte kommt nun eine ganz besondere Version davon auf die Bühne: ein Puppenspieltheater mit Live-Konzert.

Punktgenaue Kompositionen

Die Musik zum Theaterstück haben Lukas Gernet und Pirmin Huber komponiert. Beide schlossen vor einigen Jahren ihr Jazz-Studium an der Hochschule Luzern ab und sind seither vor allem als freischaffende Künstler unterwegs. «Egal ob Ursli mühsam einen Berg hinaufsteigt, eine rasante Schlittenfahrt macht oder die Kühe füttert – unsere Kompositionen tragen das lebendige Spiel der Puppenspielerinnen mit und verstärken die Stimmung jeder Szene», so Gernet.

«Die Musik muss in jeder Szene punktgenau sitzen.»

Lukas Gernet, Musikalischer Co-Leiter

Als Musikerinnen und Musiker auf der Bühne im Einsatz sind fünf Studierende und ein Absolvent der Hochschule Luzern. Passend zur urchigen Geschichte wird gesungen und gejodelt, es kommen Schwyzerörgeli, Klarinette und Geige zum Einsatz. «Das Stück ist damit eine Art theatrale Stubete», sagt Lukas Gernet. Aber: Was auf der Bühne leicht und verspielt wirkt, sei das Resultat langer Arbeit und intensiver Proben. «Die Musik muss schliesslich in jeder Szene punktgenau sitzen.»

Freude beim Proben: Student Augustin Martz (l.) mit seinen Kommilitonen.
Freude beim Proben: Student Augustin Martz (l.) mit seinen Kommilitonen.
Enttäuschung wegen des winzigen Glöckchens: Der Beginn von «Schellen-Urslis» Abenteuer.
Enttäuschung wegen des winzigen Glöckchens: Der Beginn von «Schellen-Urslis» Abenteuer.
Jodlerin und Schauspielerin in einer Person: Studentin Andrea Küttel (r.) als «Urslis» Mutter.
Jodlerin und Schauspielerin in einer Person: Studentin Andrea Küttel (r.) als «Urslis» Mutter.
Erstmals vor Publikum: Bei der Eröffnung des Musik-Neubaus der Hochschule Luzern im September gab es eine kleine Kostprobe.
Erstmals vor Publikum: Bei der Eröffnung des Musik-Neubaus der Hochschule Luzern im September gab es eine kleine Kostprobe.

Hochkonzentriert und vorausschauend

Der musikalische Feinschliff punkto Timing und Intensität erfolgte bei den gemeinsamen Proben mit den Schau- bzw. Puppenspielerinnen, den Bühnenbildnern, der Dramaturgin und der Regie. Wenn Ursli beispielsweise läuft, dann muss bei jedem Schritt exakt der passende Ton gespielt werden.

Wie anforderungsreich das ist, weiss Augustin Martz. Er studiert im dritten Semester und ist Mitglied bei den «Alpinis», dem hochschuleigenen Volksmusik-Ensemble: «Im Gegensatz zu einem normalen Konzert gibt auf der Theaterbühne niemand den Einsatz vor. Wir Musikerinnen und Musiker müssen antizipieren, was die Puppen- und Schauspieler als nächstes machen», sagt er. Konzentration und Reaktionsvermögen seien da entscheidend. Hinzu kommt, dass coronabedingt der Abstand zwischen Musikern und den Darstellerinnen vergrössert wurde und letztere bei den Proben mit einem Schutzschild vor dem Gesicht auftreten. «Das macht die Abstimmung zwischen Theaterspiel und Musik nicht einfacher», so Martz.

«Es ist immer wieder faszinierend zu erleben, wie es Musik schafft, besondere Gefühlslagen zu vermitteln.»

Augustin Martz, Musikstudent

Mit dem «Ursli» verbindet ihn eine besondere Geschichte: Vor einigen Jahren begleitete er mit seiner Violine eine Gruppe von Kindern, die das Stück in einem jordanischen Flüchtlingslager aufführten: «Es ist immer wieder faszinierend zu erleben, wie es Musik schafft, besondere Gefühlslagen zu vermitteln. Das funktioniert selbst da, wo man vorher keinen Bezug zu einer Figur oder einer Geschichte hatte.»

Spielspass der besonderen Art

Mit dem Schellen-Ursli aufgewachsen ist Andrea Küttel. Die Bündnerin studiert seit über einem Jahr Jodel-Gesang an der Hochschule Luzern. Im Theaterprojekt hat sie eine Doppelrolle: Sie jodelt und singt nicht nur, sondern spielt auch die umsorgende Mutter von Ursli. «Der Wechsel zwischen Gesang und Schauspiel ist eine neue, aber auch sehr wertvolle Erfahrung für mich», sagt Küttel. «Wo ich mich sonst bei Auftritten auf meine Singstimme konzentrieren kann, kommen nun noch Sprache, Gestik und Mimik dazu». Und die Interaktion mit ihrem «Sohn»: Schnell sei vergessen gewesen, das Ursli nur eine kleine Puppe ist, so Küttel. «Er hat dank der hervorragenden Puppenspielerinnen eine eigene Persönlichkeit angenommen und uns in diesen nicht immer einfachen Zeiten oft zum Lachen gebracht.»

Von «Urslis» Spässen und vom Können seiner musikalischen Begleiter können sich die Theaterbesucherinnen und -besucher bald selbst überzeugen: Am 2. Dezember 2020 ist Premiere.

Zu Besuch bei einer «Schellen-Ursli»-Probe (Video: Claudia Troger)

Puppenspiel, Theater und Stubete in einem

«Schellen-Ursli» ist eine Kooperation des Luzerner Theaters, der Hochschule Luzern und der Puppenspielerinnen vom Kollektiv «Gustavs Schwestern». Alle Aufführungsdaten und weitere Informationen finden sich unter: luzernertheater.ch/schellenursli

Ein Gespräch mit einer der Puppenspielerinnen gibt es hier: luzernertheater.ch/journal/einemuetzewieeinebergesspitze

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