Seit 175 Jahren sorgt die Schweizerische Post dafür, dass Weihnachtspäckli oder auch Abstimmungsunterlagen rechtzeitig an ihrem Zielort ankommen. Sie feiert dieses Jubiläum mit einer Sonderbriefmarke, die seit dem 21. März im Verkauf ist. Designt wurde die Briefmarke von zwei Studentinnen des Bachelor Graphic Design an der Hochschule Luzern: Svenja Kolly (24) und Mia Gujer (29). Die beiden haben sich mit ihrem Vorschlag bei der Jury aus Mitgliedern der Post und der HSLU in einem Gestaltungswettbewerb gegen 26 weitere Einreichungen von HSLU-Studierenden durchgesetzt.
«Wir haben uns für die Jubiläums-Sonderbriefmarke den Blick von jungen Menschen auf die Post gewünscht und uns gefragt: Wie sehen sie die Post von heute?», erklärt Kurt Strässle, der gemeinsam mit seiner Kollegin Corinne Lutz bei der Post für das Projekt verantwortlich zeichnet. Deshalb habe man sich zu einer Zusammenarbeit mit der HSLU entschieden, so der Projektleiter bei der Post, der schon mehrere Sondermarken zur Gestaltung in Auftrag gegeben hat und jeweils stark in den Entstehungsprozess involviert ist.
Die Hochschule ihrerseits geht regelmässig Kooperationen mit Unternehmen ein. «Für die Studierenden ist es immer eine gute Erfahrung, reale Kundinnen und Kunden als Gegenüber zu haben», begründet Monika Gold, Leiterin Studienrichtung Graphic Design. «Aber die Anfrage der Post war auch für uns etwas Besonderes.» Die Gestaltung einer Briefmarke sei wegen ihrer kleinen Ausmasse herausfordernd. Zudem hätten Briefmarken eine grosse Sichtbarkeit.
Ein Netz aus Landessprachen
Eine Anforderung der Post an die Wettbewerbsteilnehmenden war eine Briefmarke, die in allen vier Landessprachen funktioniert. «In unserem Vorschlag sind die Sprachen in einem Netz über die Marke verteilt», erklärt Mia Gujer, eine der Gewinnerinnen, das Design. Mit der vernetzten Schrift möchten die beiden Gestalterinnen das verbindende Element der Post über die Landesteile hinaus hervorheben. Der Farbverlauf über zwei Briefmarken hinweg, der von Rosa ins typische Postgelb wechselt, greift einen weiteren «Kernbegriff der Post» auf, so ihre Kollegin Svenja Kolly. «Durch die dynamische Kombination des traditionsreichen Gelbs mit dem überraschenden und frisch wirkenden Rosa wollten wir eine Brücke schlagen, von der Post anno 1849 in die Gegenwart.» Das typografische Design wird ergänzt durch die Prägung der Marken: Auf den gelben Exemplaren ist ein «P» eingeprägt, auf die rosaroten ist ein Schweizerkreuz gepresst.
Die Stimmung machts aus
Unter den eingereichten Vorschlägen für die Jubiläumsbriefmarke gab es einige Entwürfe, die mit den klassischen Merkmalen der Post spielen, etwa dem Posthorn oder dem Postauto. Mia Gujer und Svenja Kolly hingegen verzichteten auf die Darstellung von Symbolen: «Wir wollten mit der Marke eine Stimmung erzeugen», sagt Mia Gujer.
Dass sich ihre Marke so frisch-fröhlich präsentiert, kommt nicht von ungefähr. Beide Frauen verbinden die Post mit fernen Verwandten, denen sie in Kindertagen Briefe und Pakete sandten. In Mia Gujers Familie wurden zudem Briefmarken gesammelt, die im Gestaltungsprozess als Inspiration dienten. Der finale Entwurf sei das Resultat gemeinsamer Diskussionen und im Teamwork entwickelter Ideen. Mia Gujer ist überzeugt: «Es ist ein Hin und Her bei uns. Wir sehen in der Zusammenarbeit einen grossen Mehrwert.»
Gujer absolvierte zum Zeitpunkt des Projektstarts im März 2023 ihr Abschlusssemester an der HSLU und ist heute etwa zu 50 Prozent bei einer Schweizer NGO angestellt. Die restliche Zeit ist sie im Studio «Kollygujer» in Baden, in dem die beiden Frauen bereits seit vier Jahren gemeinsam arbeiten. Svenja Kolly war im zweiten Studienjahr, als die Briefmarke entstand, und schliesst ihr Studium im Sommer ab. Die beiden haben als Duo auch schon an anderen Wettbewerbsausschreibungen der HSLU teilgenommen.
Die Jubliäumsbriefmarke des Teams wurde am 22. März auf der Hauptpost Luzern der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie ist bis zum 30. Juni 2025 erhältlich.