Steiler Aufstieg: Start-up macht Solaranlagen rentabler

Mit ihrem Start-up «zevvy» wollen sie den Solarstrom-Markt aufmischen. Dafür haben die Jungingenieure gleich zwei Förderpreise abgeräumt. Ihr ehrgeiziges Ziel: Solaranlagen auf dem Dach rentabler machen.

Die Jungingenieure von zevvy wollen Solaranlagen auf dem Dach rentabler machen.

Sie wollen Solaranlagen auf dem Dach rentabler machen: Die zevvy-Jungingenieure Cyrill Burch, Luca Grossmann, Manfred Meintjes, Meinrad Meintjes und Fabian Jacobs (v.l., es fehlt Leo Felber). Bild: Nadia Schärli / Luzerner Zeitung.

In diesem Sommer kam Cyrill Burch ganz schön ins Schwitzen. Und daran war nicht allein die Hitze schuld. Vor allem hat ihn sein Start-up «zevvy» auf Trab gehalten. Gleich zwei renommierte Awards für Jungunternehmer konnte er mit seinem sechsköpfigen Team in nur wenigen Wochen entgegennehmen: Ende Juli den First-Ventures-Preis der Gebert Rüf Stiftung, im August den Zinno-Ideenscheck. Von der Gebert Rüf Stiftung wird das Start-up mit 150’000 Franken unterstützt. Der Zinno-Ideenscheck bringt weitere 15’000 Franken in die Kasse.

Solaranlagen gemeinsam nutzen

Zevvy ist ein Online-Tool, das dazu dient, den Eigenverbrauch von Solarstrom einfacher abzurechnen. «Damit lösen wir ein Problem, das die Energiebranche schon länger beschäftigt», sagt Cyrill Burch. Heute sieht die Realität nämlich so aus: Wer eine eigene Solaranlage auf dem Dach hat, verkauft den erzeugten Strom an den regionalen Stromanbieter. So landet der Solarstrom im öffentlichen Netz. Für den verkauften Strom erhalten die Besitzerinnen und Besitzer der Solaranlage rund viermal weniger, als der Strom aus der Steckdose am Ende kostet. «Ein ziemlich schlechter Deal. Viel rentabler wäre es, den Solarstrom vom eigenen Dach selbst zu nutzen», sagt Burch. Das ist aber einfacher gesagt als getan. Denn bei Solarstrom findet die Produktion und der Verbrauch meistens nicht zur selben Zeit statt. Solaranlagen produzieren dann am meisten Strom, wenn die Sonneneinstrahlung am stärksten ist. In der Regel also um die Mittagszeit. Der durchschnittliche Haushalt braucht den meisten Strom aber am Abend.

Die Grafik zeigt einen exemplarischen Verlauf des Stromkonsums (blau) und der Strom-Produktion (gelb) einer Solaranlage – in diesem Beispiel, wenn der Solarstrom nur von einer einzigen Wohnung genutzt wird. Eigenverbrauch ist nur dann möglich, wenn sich die zwei Farben überlappen.

Um möglichst viel Solarstrom selbst verbrauchen zu können, gäbe es eine einfache Lösung: Mehrere Parteien gründen einen Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV). Wenn mehr Haushalte an eine Solaranlage angeschlossen werden, wird zu Zeiten hoher Produktion auch mehr Strom konsumiert. So findet eine bessere Abdeckung des Stromverbrauchs durch die Solaranlage statt.

Grafik zum Exemplarischen Verlauf des Stromkonsums und der Solarstrom-Produktion. Beispiel, wenn der Solarstrom von einem Zusammenschluss zum Eigenverbrauch genutzt wird.
Wird der Solarstrom von mehreren Haushalten genutzt, steigt die Eigenverbrauchsquote stark an und die Solaranlage auf dem Dach kann rentabler betrieben werden.

Wichtiger Beitrag zur Energiewende

Im Idealfall verbrauchen Solarstrom-Produzenten dank eines Zusammenschlusses einen Grossteil des eigenen Stroms selbst und überbrücken nur Produktionsengpässe mit Strom aus der Buchse. Solarstrom vom eigenen Dach wird mit einem Zusammenschluss zum Eigenverbrauch also finanziell schnell attraktiv. Oft scheitert das Ganze aber an der komplizierten Abrechnung der Stromkosten. Und hier kommt zevvy ins Spiel. «Ein paar Klicks und zevvy erstellt eine übersichtliche Rechnung für alle, die sich am Zusammenschluss beteiligen», so Burch. Damit werden administrative Hürden beseitigt, die der Installation einer privaten Solaranlage bislang oft im Weg standen. «Mit zevvy wollen wir dazu beitragen, dass der Anteil von Sonnenenergie am Schweizer Strommix erhöht wird», sagt Burch.

Bei der Gründung von Smart-up profitiert

In der Schweiz werden heute nur rund drei Prozent des Potenzials der Sonnenenergie genutzt. Das hat eine kürzlich veröffentlichte Studie der Organisation «Swiss Energy Planning» gezeigt. Dass der Schuh gerade bei der Abrechnung des Eigenverbrauchs von Solarstrom drückt, ist Burch während seines Studiums an der Hochschule Luzern – Technik & Architektur aufgefallen. Deshalb hat er an der Hochschule nach geeigneten Mitstreitern gesucht und ein Start-up gegründet. Geholfen hat ihm dabei das Programm «Smart-up» der Hochschule Luzern. «Wir haben enorm von Smart-up profitiert und konnten auf alle nötigen Ressourcen der Hochschule Luzern zurückgreifen», so Burch. Und auch die kürzlich erhaltene Unterstützung der Gebert Rüf Stiftung und der Initiative «zentralschweiz innovativ» wissen die Jungunternehmer gut einzusetzen. Erstmals konnte das Start-up eine Vollzeitstelle schaffen. Das gibt den Unternehmern die nötigen Freiheiten, um ihr Geschäft weiterzuentwickeln. Als nächstes soll die zevvy-Software an eine zahlende Kundschaft gebracht werden. Momentan gibt es die Lösung noch in einer kostenlosen Beta-Version. Die Nachfrage nach dem Tool ist gross. Aber sind die Kundinnen und Kunden auch bereit, dafür zu zahlen? «Dafür werden wir alles geben», so Burch.

Smart-up

Smart-up ist das Förderprogramm für Innovation, Unternehmertum und Selbständigkeit an der Hochschule Luzern. Studierende, Mitarbeitende und Alumni, die ein eigenes Unternehmen gründen wollen, bekommen von Smart-up Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt und können auf die Beratung und Unterstützung der Smart-up-Coaches zurückgreifen. Seien es rechtliche oder organisatorische Fragen, Hilfe beim Erarbeiten eines Geschäftsmodells, Fragen zur Finanzierung und Budgetierung oder fachliche Herausforderungen in einem spezifischen Geschäftsfeld: Die Hochschule Luzern verfügt mit ihren sechs Departementen über ein grosses Netzwerk an Fachspezialistinnen und Fachspezialisten und bietet so das ideale Umfeld für die Gründung und Entwicklung eines Jungunternehmens. Seit der Lancierung des Smart-up-Programms wurden an der Hochschule Luzern bereits über 180 Start-ups gegründet.

HIER gibt es weitere Informationen zu Smart-up.

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